Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 13: Erste Zusammenarbeit -------------------------------- Zu Hause breitete Seto seine Unterlagen auf dem Esstisch aus, stand davor und überlegte. Was wusste er jetzt alles? Wusste er überhaupt was? Er schrieb sich die Stichpunkte auf einen Zettel: 1. der verschwundene Ring – scheinbar mit Feuer und Eis geschmiedet und mit einer Gravur versehen: > Verborgen im Schatten der Vergangenheit, liegt der Schlüssel, der Zukunft bereit< 2. eine geheimnisvolle Burg, die über Jahrhunderte in Familienbesitz von Zauberern und Hexenmeister war. 3. ein genauso geheimnisvoller Mann, der ihn, Seto Kaiba, in Ketten legt 4. der fünfköpfige Drache Timiat, der nach seiner alten Macht sucht. 5. der Tote Priester, der einen Gegenstand verborgen hat 6. Wheelers ominöser Auftraggeber, der als Mittelsmann dient 7. das Buch, das die Anweisung für die Beschwörung einer alten Macht enthält 8. und wenn er seinen Träumen Glauben schenkte, war da noch der Kämpfer mit der Drachentätowierung Das las sich alles wie ein Fantasy-Roman, aber nicht wie handfeste Anhaltspunkte in einem Verbrechen. Einen realen Namen hatte er, der Besitzer der Burg und der Halter des Fahrzeuges, mit dem Johnson verschwand, war ein und dieselbe Person – Maximilian Pegasus. Viel war nicht über den Mann bekannt, er hatte zur richtigen Zeit einfach die richtige Idee gehabt und ein Vermögen gemacht, bzw. machte es noch. Ob er in diese Sache verwickelt war? War er der Mann im Hintergrund? Wenn er es war, was bezweckte er damit? Sollte er diese Katastrophe heraufbeschwören, von der Mahou erzählt hatte? Wie sollte er einen so riesigen Drachen aufhalten? Dafür brauchte man ja fast eine Armee und er hatte das unbestimmte Gefühl, dass es keine Armee gab, die helfen könnte. Müde rieb er sich über die Augen, das reichte jetzt – morgen war auch noch ein Tag, vielleicht hatte er morgen eine Eingebung. Er seufzte – oder einen aufklärenden Traum. Doch in dieser Nacht schlief er traumlos und wachte am nächsten Morgen ausgeruht auf, war sich aber nicht sicher, ob er jetzt froh darüber sein sollte oder nicht. Im Präsidium wollte er sich gleich an die Überprüfung von diesem Pegasus machen – doch es kam anders. Er musste sich mit Tanaka zusammen erst noch um andere Fälle kümmern, so war es schon Mittag, als er wieder ins Büro kam. Auf seinem Schreibtisch lagen ein Brief und eine Notiz über den Anruf eines Dr. Fischer. Was wollte dieser Fischer denn schon wieder? Er hatte doch deutlich gemacht, dass es ihn nicht interessierte, wie es seinem Vater ging. Er wählte die angegebene Nummer und während er auf den Anschluss wartete öffnete er den Brief. Zwei Blätter holte er heraus – auf dem ersten war geschrieben: "Ich weiß zwar nicht, was ich dir getan habe, aber auf deinen Brief lege ich auch keinen Wert mehr. Mit Dank zurück - Joey Wheeler." Verwundert zog er die Augenbrauen zusammen und faltete das andere Blatt auseinander. Am anderen Ende der Telefonleitung meldete sich Dr. Fischer. „Kaiba hier, Dr. Fischer was wollen sie schon wieder von mir?“, erkundigte er sich nicht gerade freundlich, nebenbei las er den Brief, dessen Schrift war ziemlich kindlich und schien seine eigene zu sein. „Es geht um ihren Vater.“, kündigte Dr. Fischer an, doch Kaiba antwortete etwas abwesend, da er den Brief las. „Lassen sie mich in Ruhe mit ihm, ich habe keine Interesse an seinem Befinden, er hatte auch nie welches an meinem.“ Er war im Begriff aufzulegen und er konnte nicht glauben, was er da las – die Zeilen waren mit seinem Namen unterschrieben. SO einen Brief hatte er nie geschrieben – niemals! „Mr. Kaiba, nicht auflegen bitte. Ihr Vater ist letzte Nacht verstorben. Mein aufrichtiges Beileid.“ Schweigen. Seto verarbeitete gerade das eben gelesene und die Nachricht vom Tod seines Vaters. „Sparen sie sich das Beileid.“, knirschte er ins Telefon und legte auf. Sicher, dieser Fischer konnte nichts dafür, aber er hatte nun mal den Ärger Setos abgekriegt. Er las den Brief noch einmal: „Joey! Hör mit deinen Briefen auf, ich habe kein Interesse an einem weiteren Kontakt mit dir. Mein Vater hatte Recht, Freundschaften sind nutzlos, das weiß ich jetzt. Es war ein Fehler, sich mit dir einzulassen. Weitere Briefe werden dir ungeöffnet zurück geschickt. Also lass mich in Frieden. Du fehlst mir nicht und ich brauche dich nicht. Seto“ Für diesen Brief war mit Sicherheit sein Vater verantwortlich! Mit diesem Brief hatte der eiskalte Banker sein Leben zerstört! Mit diesem Brief hatte er seinen einzigen Freund verloren. Und jetzt war der Mistkerl tot und er konnte ihn nicht mehr zur Rechenschaft ziehen. Tanaka sah verwundert auf seinen Kollegen, wo kam denn plötzlich dessen schlechte Laune her? „Schlechte Neuigkeiten?“, erkundigte er sich vorsichtig, Kaiba starrte immer noch geistesabwesend auf das Blatt in seiner Hand und antwortete schließlich tonlos: „Mein Vater ist tot.“ Jetzt war Tanaka mehr als überrascht, wieso brachte der Tod seines Vaters ihn so aus der Fassung? Oft genug hatte er mitbekommen, dass er seinen alten Herren nicht mochte, er hatte doch auch jeden Kontakt zu seinen Eltern abgebrochen. Nur zur Beerdigung seiner Mutter war er gefahren und das auch nur, weil es die Höflichkeit verlangte. Soweit er wusste, hatte Kaiba kein einziges Wort mit seinem Vater gewechselt. Tanaka konnte ja auch nicht wissen, das es der Brief war, der ihn so aus der Bahn warf. Darüber musste Seto erst einmal nachdenken, aber das konnte er hier nicht. „Ich werde mir ein paar Tage frei nehmen.“, gab er schließlich von sich. „Das ist wohl das Beste, geh ruhig nach Hause, ich klär das mit dem Chef.“, entgegnete Rafu fürsorglich und bekam sogar ein dankbares Lächeln von Kaiba. Der sammelte nun seine Sachen ein und ging nach Hause. Nachdenklich sah dessen Kollege hinter ihm her. Irgendetwas musste im Leben dieses kühlen Mannes vorgefallen sein – so beherrscht, wie er sonst war, so sprunghaft war er im Augenblick mit seinen Launen. Vielleicht war er wirklich nur überarbeitet, soweit Tanaka sich erinnerte hatte Kaiba nie Urlaub oder ähnliches gemacht. Wie er den Weg nach Hause geschafft hatte, wusste Kaiba nicht mehr genau, irgendwie hatte er es jedenfalls geschafft. In seinen vier Wänden überkam ihn eine unsägliche Wut auf seinen Vater, die er in seinem Trainingsraum abreagierte. Danach fühlte er sich etwas besser. Unter der Dusche dachte er an Joey, den er all die Jahre für etwas gehasst hatte, an dem dieser völlig unschuldig war, im Gegenteil, Joey war der Meinung, Seto hätte den Kontakt abgebrochen. Und jetzt war es zu spät, er hatte damals seinen Freund verloren – und so wie es aussah, jetzt zum zweiten Mal. Flüchtig trocknete er sich ab, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und legte sich aufs Bett. Er fühlte sich müde und ausgebrannt, vielleicht half ihm ein bisschen Schlaf. ~~~ Was für ein seltsamer Traum... Joey schüttelte seinen Kopf und stand auf. Er duschte und machte sich einen kurzen Brunch, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzte. Er fuhr seinen PC hoch und schaute zuerst nach seinen E-Mails. Außer einem Haufen Werbung, war nur eine Mail dabei, die ihn wirklich interessierte. Sie war von Yuki, Serenitys Freundin. „Lieber Joey! Nach ersten Untersuchungen kann ich sagen, dass das Papier nicht aus den gängigen Papierfabriken stammt. Es ist außerdem nicht aus dem üblichen Holzgemisch hergestellt, aber genaueres kann ich erst nach weiteren Untersuchungen sagen. Es wäre schön, wenn ich zu diesem Zweck noch eine weitere Probe erhalten könnte. Es tut mir leid, dass ich dir noch nichts Genaueres sagen kann, aber ich bleib dran. Liebe Grüße Yuki“ Schnell antwortete er ihr: „Liebe Yuki! Aber das macht doch nichts, immerhin hast du ja herausgefunden, dass es kein Handelsübliches Papier ist. Wenn du mir genaueres sagen kannst, dann ist es für mich doch wesentlich leichter, herauszufinden, wo und von wem dieses Papier erworben wurde. Natürlich schicke ich dir noch eine Probe, wenn du noch eine brauchst. Lass dir soviel Zeit, wie du dafür benötigst. Liebe Grüße Joey“ Als nächstes schaute Joey nach seinen weiteren Ermittlungen, aber er fand nur lauter große Auktionen, und bei keiner war dieser Stab im Programm gewesen. Joey setzte sich hin und grübelte. Wie kam er nur an die weniger legalen Auktionen heran? Er suchte, und klickte eine Seite nach der anderen an, war aber nicht so wirklich erfolgreich. Er überlegte weiter... wer könnte ihm wohl weiterhelfen? Als er da auch nicht weiterkam, beschloss er für heute Schluss zu machen. Bis er sich fürs Blue-Eyes fertig machen musste, hatte er noch ein wenig Zeit. Hinlegen und schlafen? Nein, dafür reichte die Zeit nicht mehr wirklich. Joey wollte sich schon wieder seufzend an den PC setzen, als sein Blick auf das Buch von Mahou fiel. Das könnte er lesen, dafür reicht die Zeit, zumal er jederzeit aufhören konnte. So startete Joey den zweiten Versuch das Buch von Mahou – Die Himmelskinder – zu lesen. Schnell war Joey von dem Buch gefesselt, es handelte vom Krieg gegen einen größenwahnsinnig gewordenen Zauberer, der das Böse in die Welt geholt hatte und davon wie alle Wesen der Erde einen Bund schlossen, und ihn gemeinsam besiegen konnten. Joey schaute auf die Uhr, und stellte fest, dass es höchste Zeit wurde sich fertig zu machen. Er wollte sich die schwarze Tuchhose mit dem dunkelroten Hemd anziehen, die er sich letztens gekauft hatte, doch dann musste er zu seinem Leidwesen feststellen, das seine Hose in der Reinigung war... oh man, seit Serenity nicht mehr hier wohnte, hatte er dauernd Probleme mit seiner Kleidung. Darüber mussten sie unbedingt noch einmal reden... Er entschied sich für die neue schwarze Jeans zu dem roten Hemd, das sah genauso gut aus. Schnell warf er sich noch seine Lederjacke über, und auf dem Weg zur Garage verschloss er sie. Beim Motorrad angekommen, setzte er sich seinen Helm auf und fuhr zum Blue-Eyes. ~~~ Erstaunt sah er sich um, er stand in einer uralten Tempelanlage, die Natur hatte sich schon fast alles wieder zurückerobert. Langsam drehte er sich um die eigene Achse, diese Anlage war ihm völlig unbekannt, dann erstarrte er. Dieser tote Priester aus seinem letzten Traum stand vor einem Steinquader und winkte ihn heran. Vorsichtig bewegte er sich auf die Gestalt zu, doch als er sie fast erreicht hatte, verschwand diese in dem Quader. Diesen sah er sich nun genauer an und überrascht stellte er fest, dass er die eingemeißelten Schriftzeichen lesen konnte. Der Spruch kam ihm sehr bekannt vor, auf dem Stein stand: Hier liegt, verborgen im Schatten der Vergangenheit, der Schlüssel der Zukunft bereit. Ein böses Gelächter ließ ihn herum fahren, Johnson stand da, lachte und streckte gierig die Hände nach dem Quader aus, eine Karte überlagerte dessen Gesicht. Mit einem Ruck setzte sich Seto auf, wenn dieser Traum wirklich eine Vision war, davon ging er jetzt einfach mal aus, hatte er nicht mehr viel Zeit zum handeln. Während er nachdachte, zog er sich in Windeseile an. Um seine Theorie zu bestätigen musste er ein Risiko eingehen, doch er hatte keine andere Wahl. Und er brauchte die Hilfe Joeys, falls dieser noch dazu bereit war. Eigentlich gab es nur drei Orte an denen er ihn finden konnte, als erstes rief er in Joeys Büro an, doch da sprang nur der Anrufbeantworter an. Er warf einen Blick auf die Uhr, gleich neun Uhr. Vielleicht war Joey ja im Diner for One, da würde er als erstes nachschauen, danach im Blue Eyes, dort würde er ihn mit Sicherheit finden. Wenn Seto seinen Traum richtig interpretierte, war Johnson in die Sache verwickelt, und da dieser bei Joey in der Detektei war, ging Seto davon aus, das Joey wieder einen Auftrag von ihm bekommen hatte. Schnell kämmte er sich noch seine Haare und konnte in seinen Augen das Jagdfieber erkennen, es packte ihn immer, wenn er einer Spur folgte. Seto hatte ja keine Ahnung, wie das auf sein Aussehen wirkte. Das hintergründige Leuchten in seinen blauen Augen unterstrich seine gewählte Kleidung, obwohl er sich da keine Gedanken drüber gemacht hatte. Er wollte in unwegsames Gelände, da schien ihm seine Lederhose mit der passenden Jacke, die richtige Wahl zu sein. Beides war dunkelbraun und dazu trug er ein Hemd in einem helleren Ton. Schnell steckte er sich noch sein Handy ein, nahm den Schlüssel und lief zu seinem Maserati, kurze Zeit später hielt er vor seinem Stammlokal. Eilig betrat er dieses und sah sich um. Nein, hier war er nicht. „Wow, du siehst klasse aus.“, hörte er eine bekannte Stimme hinter sich, rasch drehte er sich um und er sah direkt in Tokis grüne Augen. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Er ist nicht hier, falls du den Blondschopf suchst.“, sprach sie weiter. „Den suche ich wirklich.“, entgegnete Seto schließlich. Ihn hatte ein beklemmendes Gefühl beschlichen, als er an den durch ihn verkorksten Abend dachte. „Mach dir nichts draus.“, sagte Toki doppeldeutig, „Im Blue Eyes wirst du ihn schon finden.“ Er nickte ihr freundlich zu und verließ das Restaurant wieder. ~~~ Joey war heute wahnsinnig gut gelaunt, die Fahrt auf dem Motorrad hatte ihm ziemlich gut getan, außerdem hatte er das Blue-Eyes richtiggehend vermisst. Kaum, dass er hinter der Theke stand, wurde er von Duke, wie die verlorene Braut, begrüßt. Ach, das hatte ihm ja so gefehlt. Sie scherzten und flirteten miteinander, dass es nur so krachte, und ihr Publikum war begeistert. Sie pfiffen und johlten und es war überhaupt nicht schlimm, wenn sie deswegen ein wenig länger auf ihr Getränk warten mussten – die Show, die die Beiden boten hatte es in sich. Unwillig machten sie Platz, als sich jemand auffordernd durch die Menge schob. Ja, im Blue Eyes würde er Joey finden. Kurz vor 22:00 Uhr erreichte Seto den Club. Am Eingang zeigte er seine Dienstmarke, wartete keinen Kommentar ab, sondern ging gleich durch zur Bar. Auf dem Weg dorthin, fiel sein Blick sofort auf Joey, denn dessen blondes Haar leuchtete regelrecht in dem Dämmerlicht. Seto verharrte kurz, das Funkeln in Joeys braunen Augen und sein herzliches Lachen, ließen Setos Herz einige Takte schneller schlagen. Doch bemerkte er auch, dass sich Joey ausgesprochen gut mit seinem Kollegen verstand und seltsamer Weise störte ihn das erheblich. Er rief sich innerlich zur Ordnung, für so was hatte er keine Zeit. Zügig setzte er seinen Weg fort und zeigte an der Bar Joeys Kollegen seinen Ausweis. Eindringlich sah Seto den Blonden an. „Ich muss mit dir reden, sofort!“, forderte er nachdrücklich. Joey hatte Seto gar nicht kommen sehen, er sog die Atmosphäre des Blue-Eyes wie ein ausgetrockneter Schwamm auf, um so erstaunter war er, als er die Dienstmarke Kaibas zu sehen bekam, und die Aufforderung, dass er sofort mit ihm sprechen wollte. Schulter zuckend schaute er zu Duke und bedeutete Seto ihm nach hinten zu folgen. Seto folgte Joey nach hinten, dort war es wesentlich ruhiger. Er kam gleich zur Sache. „Dieser Johnson, hat er dir wieder einen Auftrag gegeben? Sollst du für ihn etwas suchen?" Abwartend sah Seto sein Gegenüber an, er war sich nicht sicher, ob er von Joey überhaupt Antworten bekommen würde. „Ja, das hat er, ganz so, wie ich es vermutet hatte. Ich soll für ihn so einen Stab finden, er behauptet er wäre seinem Auftraggeber aus dem Tresor gestohlen worden. Und - was ist mit diesem Johnson nun?", wollte er im Gegenzug von Seto wissen. Seto dachte nach, dieser Johnson suchte wirklich etwas. Was sagte Joey, soll er für ihn suchen? Einen Stab? Seto hakte nach, die Gegenfrage erst mal ignorierend. „Wie sieht dieser Stab aus?" „Ich hab ein Bild davon, allerdings bei mir zu Hause, und es ist nicht von bester Qualität.", antwortete Joey ehrlich. Er hatte nichts dagegen mit Seto zusammenzuarbeiten, immerhin hatte er ihn ja deswegen schon aufgesucht. „Gut...", sagte Seto bestimmend, „...dann fahren wir jetzt zu dir." Er hatte das Gefühl, dass er schnell handeln musste. Außerdem brauchte er endlich die Bestätigung seiner Vermutung. „Ich bin aber mit dem Motorrad da.", wandte Joey ein. „Du fährst mit mir, mein Wagen steht vor der Tür.", entgegnete Seto. „OK, ich hol nur meine Jacke und meine Schlüssel.", nickte Joey, folgte Seto nach draußen und stieg in seinen Wagen. Seto fuhr rasant, aber nicht so halsbrecherisch wie bei ihrer letzten gemeinsamen Autofahrt, er schwieg und hing seinen Gedanken nach. Joey war ebenso schweigsam. Zum einen erinnerte er sich gerade an seine letzte Fahrt mit Seto und zum anderen schien Seto beim Autofahren so konzentriert zu sein, dass er keine Fragen beantworten würde. Nach einer Viertelstunde hatten sie Joeys Wohnung erreicht, Seto parkte und folgte dem Blonden in seine Wohnung. Dort wartete er bis Joey das Bild rausgesucht hatte, und es ihm reichte. Als Seto einen Blick darauf geworfen hatte, wurde ihm alles klar – seine Träume waren tatsächlich Visionen. Er schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Joey war ziemlich über Setos Reaktion auf dieses Bild erstaunt, auf den Gegenstand, der darauf abgebildet war. Diese Erkenntnis musste Seto erst noch verdauen, aber dafür war jetzt keine Zeit. Er öffnete wieder seine Augen. „Hast du schon was erreicht?", fragte er Joey und deutete dabei auf das Bild in seiner Hand. „Nein, noch nicht viel.“, antwortete ihm der Detektiv. „Ich konnte noch nicht herausfinden zu welchem Herrscherhaus dieser Stab gehören sollte. Das einzige das ich weiß ist, dass er auf eine Auktion angeboten worden sein muss, denn dort soll mein Auftraggeber ihn erstanden haben. Und als er ihm gestohlen wurde, hinterließen ihm die Diebe einen Zettel mit einem Spruch darauf. Dieser Zettel stammt nicht aus einer der gängigen Papierfabriken – das ist der Stand von heute Nachmittag.", ließ ihn Joey an seinem Wissen teilhaben. Nachdenklich starrte Seto vor sich hin, offenbar hatte Johnson gelogen, vorausgesetzt sein Traum stimmte. Es gab nur einen Weg dies herauszufinden. „Hast du seine Telefonnummer?" „Ja, habe ich, Moment, ich schaue sofort nach." Joey brauchte den PC nicht erst anzuwerfen, Serenity hatte eine Telefonkartei angelegt, um Telefonnummern und Adressen der Klienten immer sofort parat zu haben. Außerdem konnte der PC dann so oft abstürzen wie er wollte, sie war nicht darauf angewiesen. „Hier ist sie." Joey reichte Seto einen Zettel mit einer Nummer darauf. Er hatte sie brav abgeschrieben, er würde es sich nie trauen aus Serenitys Kartei etwas zu entfernen. Ihr Zorn konnte furchtbar sein. Seto wollte die Nummer gar nicht haben. Er nahm sich einen Zettel von Joey Schreibtisch, schrieb ein paar Daten auf, reichte diesen Joey und erklärte: „Du rufst ihn an. Sag ihm, dass der Stab bei diesen Koordinaten zu finden ist. Und lass dich auf keine Fragen ein." Joey blickte Seto erstaunt an, tat aber wie geheißen, doch Setos Befürchtungen traten nicht ein. Er hatte, wie immer, nur den Anrufbeantworter dran. Schnell nannte er seinen Namen und sein Anliegen, und wo er den Aufenthaltsort des Stabes ermittelt hätte. Danach legte er den Hörer auf, und schaute fragend zu Seto. „Und, was nun?" „Jetzt fahren wir genau dort hin." Seto zeigte auf die Koordinaten, die Joey noch in der Hand hielt. Er drehte sich um und ging zur Tür, aber als Joey ihm nicht folgte, blieb er noch einmal stehen. „Was ist, willst du nicht mit?" „Ich soll mit dir mitkommen?" Joey schaute Seto ungläubig an. „Ich dachte, du willst nur eine Auskunft von mir." Die ganze Zeit über war Seto recht neutral gewesen, was seine Stimmung anbelangte, doch nun konnte er sich ein leicht amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. „Du wärst der erste Schnüffler den ich kenne, der kein größeres Interesse an seinem Fall hat. Aber es ist deine Entscheidung, komm mit oder lass es bleiben. Ich fahre jetzt." Seto drehte sich wieder zur Tür um und setzte seinen Weg fort. Joey griff nach seiner Jacke, die er über die Stuhllehne geworfen hatte, schnappte seinen Schlüssel und folgte Seto zu seinem Wagen. Schweigend setzte er sich wieder neben ihn auf den Beifahrersitz und wartete, dass er den Motor startete. „Und, wohin geht die Reise?", wollte er von Seto wissen. „In eine alte Tempelanlage, gute vier Stunden Fahrt von hier.", gab dieser Auskunft, startete den Motor, fuhr los und verfiel dann wieder in Schweigen. Seto wusste genau, welchen Weg er nehmen musste. Waren sie dort erst einmal angekommen, mussten sie noch ungefähr einen dreiviertel Stunde zu Fuß gehen. Er hätte auch einen Helikopter anfordern können, aber er wollte nicht soviel Aufsehen erregen, daher hatte er sich für das Auto entschieden. Mit seinem Sportwagen kamen sie sicher auch früher an ihrem Ziel an. Eine Tempelanlage? wie lustig, dachte Joey, in Mahous Buch war auch von einem Tempel die Rede gewesen, kurz bevor er mit Lesen aufhören musste. Joey wandte seinen Blick Seto zu. Wenn er schon nicht mit ihm reden würde, anschauen konnte er ihn sich ja jetzt endlich einmal. Er sah wirklich gut aus, so männlich, sein braunes Haar war akkurat gekämmt, doch bei ihm wirkte es weder lächerlich, noch übertrieben. Auch die Braune Lederkleidung, die er trug, stand ihm ausgezeichnet. Und in dem Sportwagen roch es nach ihm. Joey sog genüsslich Setos Duft ein, viel mehr würde ihm von ihm ja nicht bleiben. Der Kuss würde sich mit Sicherheit nicht wiederholen. „Du wolltest wissen, was ich über Johnson herausgefunden habe, oder irre ich mich?" fing Seto an zu reden. Joey schrak aus seinen Gedanken hoch. Das wollte er jetzt gerade zwar nicht wissen, aber es war immerhin der Ansatz eines Gespräches. "Ja... das wollte ich.", antwortete er Seto. Seto warf einen Blick auf Joey, und musste amüsiert lächeln, als Joey zusammenzuckte, da er so unvermittelt angesprochen wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)