Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 19: Treffen mit Mahou ----------------------------- Als Joey hinter die Bar trat, um seinen Dienst im Blue-Eyes anzutreten, schaute ihn Duke geknickt an. „Ich muss dir leider eine schlechte Nachricht überbringen.“ Duke machte eine Spannungspause. „Ja, und?“, fragte Joey leicht genervt. Konnte Duke nicht gleich mit der Sprache rausrücken? „Muss ich morgen zwei Schichten arbeiten?“ Duke lachte sich eins ins Fäustchen und es fiel ihm nicht leicht, seine Trauermine aufrecht zu erhalten. „James Bond ist leider nicht mehr da.“ Als Duke sah, wie enttäuscht Joey blickte, konnte er sich nicht mehr halten und prustete laut los. „Dein Gesicht solltest du jetzt mal sehen...“, lachte er und hielt sich den Bauch vor lauter Lachen. „Ha, Ha, selten so gelacht.“, meinte Joey leicht verstimmt, und drehte sich um und nahm sich erst einmal ein Glas Wasser, um den schalen Geschmack loszuwerden, den dieser ‚Witz’ in ihm zurückgelassen hatte. Er dachte eigentlich, dass Duke so etwas wie ein Freund wäre, nicht so wie Seto früher, aber doch ein sehr guter Bekannter eben, dem man auch schon mal anvertrauen konnte, wenn man Probleme hatte, aber deswegen musste er ihn nicht gleich mit Seto aufziehen. Es war ihm sehr wohl bewusst, dass Duke wusste, dass er etwas für Seto empfand. ~~~ Nachdem Kaiba und Tanaka, das Firmengebäude verlassen hatten, fuhren sie wieder ins Präsidium. Setos Kollege empfand die Befragung als reine Zeitverschwendung, er selbst hingegen, hatte einiges in Erfahrung bringen können. Sein Gefühl sagte ihm, das Pegasus seine Finger mit im Spiel hatte und wahrscheinlich der Drahtzieher war. Diese Burg musste eine Rolle spielen, sonst würde sie ihm nicht ständig im Traum erscheinen, schade, das er sich die Schrift von der Fotografie nicht merken konnte. Er hätte sie aufschreiben oder einmal laut lesen sollen, aber das wäre doch sehr auffällig gewesen. Zum Schluss der Blickwechsel mit dem Industriellen, es war mit Sicherheit nicht die letzte Begegnung mit ihm gewesen. Und was nun diesen Johnson anging, so hoffte er, dass die Polizei schneller war, als Pegasus. Wenn dieser seinen ’Einkäufer’ warnte, tauchte der ab und war nicht mehr auffindbar. Im Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten, seufzend wandte er sich den Akten auf seinem Schreibtisch zu. Als er alle bearbeitet hatte, war es schon sehr spät, sein Kollege war längst bei seiner Familie. Es gab Momente, da beneidete er ihn darum, ärgerlich schob er die Gedanken beiseite. Bloß nicht sentimental werden, das fehlte ihm auch noch, gerade jetzt musste er seine Gedanken zusammen haben. Müde rieb er sich die Augen, es wurde Zeit Feierabend zu machen. Heute würde ohne Abstecher ins Blue Eyes nach Hause fahren, eine Begegnung mit Joey würde er heute nicht verkraften. Er fing an sich in seiner Nähe wohl zu fühlen, das gab ihm zu denken, er wollte nicht noch mal so verletzt werden, nur deswegen weigerte er sich Joeys Freundschaftsangebot anzunehmen. Zu Hause angekommen ließ alles wie immer ab. Training, duschen, essen und schlafen. Am nächsten Tag wieder zur Arbeit, im Gegensatz zu den letzten Wochen waren diese Tage ziemlich ruhig......zu ruhig. Er konnte sich nicht dem Eindruck erwehren, das es die Ruhe vor dem Sturm war. ~~~ Am nächsten Morgen wurde Joey vom Duft frisch gekochten Kaffees geweckt, doch als er in die Küche kam, fand er nur einen für eine Person gedeckten Tisch vor, mit einer Thermoskanne frischen Kaffees, einem zugedeckten Brötchenkorb und einem Zettel auf seinem Teller. „Lieber Joey! Tut mir Leid, dass ich zum vereinbarten Frühstück nicht bleiben kann, aber ich habe nicht viel Zeit. Ich wollte dich nicht wecken, darum habe ich dir schnell dein Frühstück fertig gemacht. Ich fahre mit einer Freundin für ein paar Tage weg. Ich melde mich, wenn ich wieder zurück bin. Gruß Serenity“ Nachdenklich schmierte Joey sich ein Brötchen und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Er wusste überhaupt nicht mehr, was Serenity so trieb, er bekam sie in letzter Zeit fast nicht mehr zu sehen. Während er kaute, schob sich ein Bild vor seine Augen. Es war in Serenitys Schlafzimmer, und aus ihrem Wäschekorb schien eine Boxershorts herauszuschauen. Joey schüttelte den Kopf, nein, seine Schwester hatte keine Männerunterhose in ihrem Schlafzimmer, das musste ein Trugbild sein... Doch Joeys Misstrauen war geweckt, er entschied, dass er seiner Schwester mal wieder auf die Finger schauen sollte, am Ende nutzte sie ihre eigene Wohnung aus, um Männerbekanntschaften zu pflegen... Da alleine frühstücken so entsetzlich langweilig war, holte er sich die Akte Mokuba Kaiba und studierte sie noch mal, während er seine morgendliche Mahlzeit zu sich nahm. Sie war zwar ziemlich dick, doch stand eigentlich nicht sehr viel drin. Mokuba war auf dem Weg von der Schule nach Hause entführt worden, die Eltern hatten das geforderte Lösegeld gezahlt, doch dann verschwand die Spur, und es gab keine weiteren Zeichen von den Entführern oder dem Entführten. Ein schönes Bild von Mokuba, auf dem er in die Kamera lachte, war beigefügt. Es war ein schönes Bild, und er wusste, dass Seto seinen Bruder abgöttisch geliebt hatte. Der Verlust musste entsetzlich für ihn gewesen sein... Den Rest der Akte füllten lauter Zeugenaussagen, die sich am Ende im Sand verliefen... und viele handschriftliche Notizen Setos... Nein, Seto hatte die Suche nach seinem Bruder nie aufgegeben, soviel stand für ihn fest. Er nahm das Bild Mokuba wieder auf, und wollte es wieder in die Akte zurücklegen, als er stutzte... Dieses Lächeln, diese Grübchen kamen ihm irgendwie bekannt vor, grad so, als hätte er sie vor noch nicht allzu langer Zeit gesehen... Joey legte das Bild nicht wieder zurück, sondern legte es in Mahous Buch, als Lesezeichen, da er es am Mittag mit ins Blue-Eyes mitnehmen wollte. Da Serenity nicht gekommen war, entschied Joey nicht zu kochen. Von Yuki hatte er keine weitere Nachricht erhalten, also ging er davon aus, dass ihr Treffen im Diner for One in Ordnung ging. Und wenn er schon ins Diner ging, dann konnte er dort auch gleich etwas Essen. Mit seinem Motorrad war er schnell am gewünschten Ziel, und auch die Parkplatzsuche gestaltete sich als überhaupt nicht schwierig. Er suchte sich einen Tisch und war überhaupt nicht erstaunt darüber, dass er von einer ihm bestens bekannten Person bedient wurde. Er kannte zwar nicht ihren Namen, aber ihr Gesicht würde er NIE vergessen... sie hatte ihm seine erste Eifersucht beschert... Trotzdem bemühte Joey sich höflich zu der jungen Dame zu sein, als sie ihn nach seinen Wünschen fragte. Er bestellte wieder das Gericht Nr. 5 und ein großes Glas Cola und nahm sich Mahous Buch, um sich damit die Wartezeit zu verkürzen. Toki lächelte zufrieden, als sie sah, womit ihr Gast sich die Zeit vertrieb. Alles war so, wie es sein sollte. Sie brachte die Cola und stellte sie vor Joey ab. „Ihre Cola, mein Herr.“, sagte sie freundlich. Joey blickte kurz auf und bedankte sich abwesend bei ihr. Dabei konnte er erkennen, wie sich auf ihrem Oberkopf zwei Haarsträhnen abzeichneten, eine schmale rote und eine etwas breitere Schwarze... Das kannte er doch... Verwirrt schüttelte Joey seinen Kopf, irgendwie schien es ihm, als ob ihm in letzter Zeit immer wieder bekannte Dinge über den Weg liefen, aber nicht in der Form, in der er sie kannte. Hirngespinste, schalt er sich, das sind alles nur Hirngespinste... ~~~ Diesmal verbrachte Seto auch den Sonntag im Präsidium, die Fahndung nach Johnson hatte nichts Neues ergeben, mittlerweile hatte Seto sie auf ganz Japan ausgedehnt. Wer weiß, vielleicht brachte es was, viel Hoffnung machte er sich aber nicht. Gegen Mitternacht war er mit der liegen gebliebenen Arbeit fertig – er war jetzt, was seine Fälle anging, auf dem laufenden. Auch heute fuhr er ohne Umwege nach Hause, er mied das Blue Eyes und das Diner for One. Er wollte weder mit Joey noch mit Toki reden. Aber um Joey kam er nicht herum, er hatte diesem zugesagt ihn zu informieren und er hielt sein Wort. Am Montag würde er ihn aufsuchen, um ihn auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu bringen, kurz und knapp, mehr nicht. ~~~ Pünktlich um 15.00 Uhr betrat Yuki das Diner for One und sah sich nach Joey um. Nach einer kurzen Suche fand sie ihn in einer Ecke am Fenster sitzen, und er schien zu lesen, Offensichtlich war er schon länger da. „Hallo Joey! Wartest du schon lange auf mich?“, erkundigte sie sich freundlich bei Joey. „Serenity hat heut nicht gekocht, deshalb bin ich schon zum Essen hergekommen. Setz dich doch.“, forderte er seinen Gast auf. „Was möchtest du trinken?“, erkundigte sich Joey bei der Angekommenen. „Einen Cappuccino, bitte, ohne Zucker.“, antwortete Yuki, während sie sich setzte. Joey bestellte bei Toki einen ungesüßten Cappuccino für Yuki und einen Kaffee für sich. Yuki warf einen Blick auf das aufgeschlagene Buch Joeys, dabei fiel ihr Blick auf das Bild, das er als Lesezeichen in die Mitte gelegt hatte. „Dein Kleiner Bruder?“, erkundigte sie sich höflich bei ihm. „Nein“, schüttelte Joey den Kopf, „ein anderer Fall, an dem ich arbeite. Ein 12-jähriger Junge, der vor 9 Jahren entführt wurde, und dessen Familie die Hoffnung nicht aufgibt, dass er noch lebt. Etwas an dem Bild kommt mir bekannt vor, und deshalb hab ich es mitgenommen, vielleicht fällt es mir ja ein.“ „Wie traurig.“, äußerte sich Yuki mitfühlend. „Und man weiß absolut nichts von ihm?“ „Nein, gar nichts. Seine Eltern haben damals Lösegeld für ihn bezahlt, aber weder der Junge noch seine Leiche wurde gefunden. Deshalb geben sie die Hoffnung nicht auf, dass er noch lebt.“ „Gib mal her“, meinte Yuki, „wenn ich das Bild mitnehmen darf, dann kann ich dir ein Bild erstellen auf dem du sehen kannst, wie er heute ungefähr aussehen müsste.“ „Das kannst du machen?“ Joey schaute Yuki freudig überrascht an. Das würde ihm wirklich weiter helfen, und das sagte er Yuki auch und gab ihr das Bild. Toki kam und brachte ihnen das Gewünschte. Dabei warf auch sie einen neugierigen Blick auf das Foto. Was aus Mokuba geworden war, wusste sie auch nicht, fiel ihr auf, doch solang er verschwunden war, hatten sie noch Zeit. Aber sie hatte keine Zeit, sich um seinen Verbleib zu kümmern. „Du hast gesagt, du wärst mit den Untersuchungen zu dem Papier fertig?“, erkundigte sich Joey nach einer Weile. „Ja“, nickte Yuki, „und du wirst es mir kaum glauben, das Blatt muss 600 Jahre alt sein.“ Joey zog überrascht die Luft ein. „Unglaublich.“, flüsterte er. Toki reinigte ziemlich gründlich die Tische in der Nachbarschaft und versuchte jedes Wort mit zu bekommen. „600 Jahre? Und ihr irrt euch nicht?“ „Nein, jeder Irrtum ist ausgeschlossen. Sogar mein Chef hat noch einmal alles untersucht, er wollte es auch nicht glauben.“ Joey schaute überrascht, Yuki wollte das doch nach Feierabend machen, und ihm später nur die Chemikalien und eine kleine Pauschale für die Maschinenbenutzung berechnen. „Mein Chef kam zufällig dazu, als ich ganz überrascht das Ergebnis las.“, entschuldigte sich Yuki. „Entschuldigung angenommen.“, sagte Joey lächelnd. „Außerdem ist es aus einem Baum gefertigt, der ausgestorben ist.“ „Und was ist es für ein Baum?“ „Eine seltene Zedernart, die früher oft für die Papierherstellung in Tempeln verwendet wurde.“ „So was, wie geweihtes Papier?“, meinte Joey scherzend. „So kann man sagen.“ Joey und Yuki machten noch ein paar Scherze wegen dem geweihten Papier, bis Yuki auf einmal auf die Uhr sah. „Schon so spät? Tut mir leid Joey, aber ich muss jetzt los, ich bin mit meinem Freund zum Kino verabredet.“ „Das geht schon in Ordnung, geh ruhig, ich regle das hier.“ Yuki erhob sich, bedankte sich für den Cappuccino und machte sich auf den Weg ins Kino zu ihrem Freund. Joey blieb noch eine Weile sitzen und trank in Ruhe seinen Kaffee aus. Anschließend bezahlte er bei Toki seine Rechnung und fuhr noch einmal nach Hause, um sich für seine Schicht im Blue-Eyes fertig zu machen. Im Blue-Eyes begrüßte Duke ihn grinsend. „Hallo, schöner Mann, so allein heute?“ „Jetzt nicht mehr, du bist ja da.“ „Ach ich dachte schon, du wärst mir untreu geworden.“, seufzte Duke theatralisch. „Untreu?“, gab Joey zurück. „Ich doch nicht.“ So ging es die ganze Nacht weiter, die Beiden liefen zu ihrer Hochform auf. Das Publikum war begeistert und geizte nicht mit Trinkgeldern. Sie liebten es, wenn die beiden Barkeeper so hemmungslos miteinander flirteten, dass man nicht mehr erkennen konnte, ob sie nun ein Paar waren, oder ob es nur Show war. Zufrieden und aufgeputscht kam Joey von seiner Schicht nach Hause, Um 10.00 Uhr wurde Joey unsanft aus seinen Träumen gerissen, weil jemand Sturm an seiner Wohnungstüre klingelte. Verschlafen schlurfte er zur Tür, um den Ruhestörer mit einigen passenden Worten zu begrüßen. „Komm ja schon“, rief er in Richtung Tür, weil der oder die Person den Finger scheinbar nicht von der Klingel bekam, „alter Mann ist kein D-Zug.“ Joey öffnete die Tür und sah sich einem strahlenden Mahou gegenüber. „Tadah... frische Brötchen und Croissants zum Frühstück! Machst du uns einen Kaffee?“ Joey brauchte noch einen Augenblick, dann fiel er Mahou um den Hals. „Mahou, was machst du denn schon hier? Ich dachte, du würdest erst viel später kommen. Komm rein.“ Joey ließ von Mahou ab und begab sich in die Küche, um Kaffee zu machen. Schnell war ein gemütlicher Frühstückstisch zurecht gemacht, und während sie auf den Kaffee warteten, zog sich Joey schnell etwas an. Sie plauderten über Belangloses, während sie frühstückten, und anschließend setzten sie sich ins Wohnzimmer auf Joeys gemütliche Couch. Joey hatte mit einem Mal ein großes Kuschelbedürfnis und so schmiegte er sich an Mahou in gewohnter Weise an. Wie von selbst fanden seine Finger Mahous rote Haarsträhne und gedankenverloren wickelte er sie um seinen Finger. „Mahou, weißt du was witzig ist?“, begann er nach einer Weile, „ich hab neulich jemanden getroffen, der genau solche Haarsträhnen hat, äh hätte, wie du.“ Mahou schaute überrascht auf. „Wie, hat oder hätte?“ „Eine Frau, sie hätte die gleichen Haarsträhnen wie du, eine schmale rote und eine breitere schwarze in braunen Haaren, wenn sie sie nicht überfärben würde. Aber neulich hab ich sie gesehen, am Haaransatz, sie war wohl noch nicht dazu gekommen, sie wieder zu färben. Witzig, nicht wahr? Dabei hatte ich fest geglaubt, du wärst der einzige Mensch, der solche Haarsträhnen besitzt.“ „Ja, was für ein merkwürdiger Zufall.“, lächelte Mahou. So, es war Joey also aufgefallen... Schnell wechselte er das Thema. „Und was hast du so in der letzten Zeit getrieben?“, wollte Mahou von Joey wissen. „Ich hab dein Buch gelesen“, begann Joey zu erzählen, „leider bin ich noch nicht ganz durch, aber es ist echt spannend.“ Joey setzte sich wieder richtig hin, denn er begann mit leuchtenden Augen von dem Buch zu schwärmen. „Und stell dir vor, als ich von den Drachen gelesen habe, da hat es mich so richtig gepackt – ich fliege wieder. Keine Angst“, meinte Joey, als er den überraschten Blick in Mahous Augen bemerkte, „ich bin vorsichtig. Ich hab mir die Flugpläne von ganz Japan besorgt, damit ich mit den Silberfliegern nicht ins Gehege komme. Das Fliegen hilft mir ungemein dabei, mich abzureagieren, du weißt schon...“, meinte Joey und kuschelte sich wieder an Mahou. Verspielt ließ er seine Finger wandern, und war ganz schnell in Mahous Schritt angekommen und wollte dort ein wenig auf Erkundungstour gehen, als seine Hand sanft, aber bestimmt, von diesem Ort entfernt wurde. Irritiert schaute Joey zu Mahou. „Was ist? Willst du nicht?“ „Was ist mit deinem Kindheitsfreund, den du liebst? Ich will nicht mit dir schlafen, wenn du dabei an einen anderen denkst. Ich bin kein Ersatz...“, sagte Mahou leise. „Ich denke aber an keinen anderen.“, versuchte Joey noch einmal sein Glück. „Und wen stellst du dir vor, wenn du dir einen runterholst?“, forschte Mahou nach. Eine satte Röte überzog Joeys Gesicht und das war für Mahou Antwort genug. „Und wie weit bist du mit ihm?“, stellte Mahou lächelnd seine Frage. „Ich versuche wieder sein Freund zu werden, aber das ist nicht so ganz einfach. Ich soll ihm das Herz gebrochen haben, behauptet er, doch ich weiß gar nicht wie.“, begann Joey zurückhaltend. „Ich hab ihm damals ein halbes Jahr lang Briefe geschrieben und er hat nie geantwortet, bis er mir eines Tages einen Brief schickte, in dem er schrieb, ich solle mit dem Schreiben aufhören, er wäre an einer weiteren Freundschaft mit mir nicht interessiert.“ Mahou dachte einen Augenblick nach. „Hast du schon einmal daran gedacht, dass nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Augenblick scheint? Bist du dir sicher, dass der Brief wirklich von ihm war?“ Joey hob überrascht den Kopf. All die Jahre war er wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass dieser Brief von Seto war. Und wenn er ihn tatsächlich nicht selbst geschrieben hatte? „Meinst du?“, fragte Joey skeptisch nach. „Eine Möglichkeit wäre es, oder hältst du es für ausgeschlossen?“ Mahou blickte ihn forschend an. Joey schüttelte langsam den Kopf, ein heißer Verdacht stieg in ihm auf. „Sein Vater.“, flüsterte er heiser, und zwei Tränen kullerten über sein Gesicht. Mahou tröstete seinen kleinen Freund, und als es ihm wieder besser ging, überlegten sie, was sie zum Mittag essen wollten. Mahou schlug vor irgendwohin essen zu gehen, doch Joey schüttelte verneinend den Kopf. Ihm war nämlich eingefallen, dass heute der Lieferservice der Reinigung kam und ihm seine Sachen brachte. Schnell suchte er seine Hosen und Anzüge zusammen, die er abgeben wollte, damit er sie zusammen hatte, wenn der Service kam. Es war keine Minute zu früh, denn kaum hatte Joey sich wieder zu Mahou gesetzt, als es auch schon klingelte und seine Kleidung gebracht wurde. Der Bote bekam im Gegenzug seine getragenen Sachen. Joey fragte nach der Rechnung, doch der Bote sagte ihm, dass er die Rechnung zu geschickt bekäme, damit er nicht soviel Geld mit sich führen musste. Als der Lieferbote wieder gegangen war, schlug Mahou vor, doch mal wieder gemeinsam zu kochen. Joey stimmte begeistert zu, und so zauberten sie aus dem, was sie in Joeys Küche fanden, ein kleines aber feines Mittagsmahl. Beim gemeinsamen Abwaschen fiel Joey wieder seine Frage an Mahou ein. „Neulich, beim Fliegen, da hab ich einen Weißen Drachen getroffen, und ein paar Tage später, da musste ich ihm im Kampf gegen einen großen graugrünen helfen, der ihn sonst getötet hätte. Ich weiß nicht genau wie, aber ich hab den Grünen irgendwie getötet. Der Weiße war ziemlich verletzt, doch er wollte nicht bleiben und sich erholen, sondern er flog recht bald davon, trotz seiner Verletzungen. In einem kleinen Waldstück hab ich ihn aus den Augen verloren, und als ich am nächsten Tag noch einmal nachschaute, konnte ich keine Spur von ihm entdecken. Es war, als wäre er wie vom Erdboden verschluckt, dafür fand ich eine Hütte... und nun frage ich mich, ob es vielleicht noch einen Menschen wie mich gibt, der sich in einen Drachen verwandeln kann.“, schloss er sehnsüchtig seine Erzählung. „Du hast ZWEI Drachen getroffen?“ Das waren beunruhigende Nachrichten. Einer war ja vorgesehen, doch der andere? Wo kam der her? Eigentlich wollte Mahou nur lächeln, wenn Joey herausfand, dass es noch einen Drachen gab, aber dies hier war eindeutig einer zuviel. Soweit er wusste, gab es keine Drachen mehr, die Menschen hatten in der letzten Jahrhunderten ganze Arbeit geleistet, und jeden Drachen getötet, den sie finden konnten. Das es soweit einmal kommen würde, nachdem Drachen und Menschen Seite an Seite das Böse bekämpft hatten, damit hatte er nicht gerechnet. Er war heute noch froh, dass er sich die Kraft der Drachen hatte geben lassen. Der Weiße und der Schwarze waren die letzten Drachen... bisher gewesen... Drachen waren ins Reich der Märchen und Mythen eingegangen, da es keine lebenden Vertreter ihrer Rasse mehr gab. Und nun erzählt ihm Joey, dass er einen graugrünen Drachen getötet hatte. Das gefiel ihm nicht, er musste unbedingt weitere Nachforschungen anstellen und seinen Abstecher bei Joey abkürzen. Eigentlich war er ja gekommen, weil er mit Joey über die Vergangenheit reden wollte, und welche Rolle sein Schicksal war, aber das konnte noch warten, der andere Drachen war wichtiger... Aber sonst war er schon stolz auf Joey, er hatte jedenfalls das richtige getan, indem er dem Weißen geholfen und ihn gerettet hatte, nicht auszudenken, wenn er nicht dazu gekommen wäre... „Ja.“, antwortete Joey einigermaßen verwirrt. Sonst war er ja nicht so schnell, aber diesmal... „Doch es klingt fast so, als hättest du erwartet, dass ich einen anderen Drachen treffen sollte.“ Stirn runzelnd schaute Joey seinen Mentor und Freund an. Joey war ja heute wirklich auf Draht, dachte Mahou und versuchte zu lächeln. „Na, was meinst du wohl?“, forderte Mahou Joey heraus. „Ich fände es schön, wenn der Weiße so ein Drache wäre, wie ich. Wir könnten dann vielleicht zusammen fliegen, und vielleicht auch Freunde sein, die ein gemeinsames Geheimnis hätten. Wer das wohl ist? Vielleicht kenne ich ihn ja am Ende sogar?“, sinnierte Joey nun. Zu schön war die Vorstellung eines zweiten Drachens... „Dann könnten wir wie die beiden Drachen auf deinem Buch zusammen auf einem Felsen sitzen und über die Welt schauen, und über sie wachen.“, begann Joey zu träumen und sich in der Rolle des Supermanns zu gefallen. Das feine Lächeln Mahous entging ihm total. „Ähm, Joey“, unterbrach Mahou Joeys Träumereien, „so leid es mir auch tut, aber mein Aufenthalt in Domino dauert nicht solange, wie ich es ursprünglich vorgesehen hatte. Ich muss jetzt leider gehen, mein Flugzeug geht in zwei Stunden, und ich muss noch einmal kurz bei meinem Geschäft vorbeischauen.“ Joey schreckte aus seinen Träumereien auf. „Wie? Du musst schon gehen? Das hat sich doch gar nicht richtig gelohnt.“, meinte er ziemlich enttäuscht. „Ich kann es leider nicht ändern.“, bedauerte Mahou seinen Aufbruch, „Aber dringende Geschäfte erfordern meine Anwesenheit.“ „Du und deine Geschäfte.“, schmollte Joey. „Ist nun aber mal so, und ich muss ja auch von irgendwas leben.“, versuchte Mahou ihn zu trösten. „Kann ich mir von hier ein Taxi bestellen?“ „Sicher, wo das Telefon steht, weißt du ja.“ Mahou ging in Joeys Arbeitszimmer und bestellte sich zu fünf Uhr ein Taxi an Joeys Adresse. Dabei fiel sein Blick auf die Akte Mokuba Kaibas, die dort auf dem Tisch lag. „Was ist mit ihm?“, erkundigte er sich neugierig bei Joey. „Er wurde vor neun Jahren entführt, und bis heute weiß man nicht, was aus ihm geworden ist. Es gab eine Lösegeldforderung, die auch beglichen wurde – ohne Polizei – aber man hat ihn nicht gefunden, weder tot noch lebendig.“ „Dann könnte er also noch leben?“ „Ja, seine Familie gibt die Hoffnung nicht auf.“, erklärte Joey. „Ich bring dich noch runter.“, meinte Joey leise und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Straße. Unten angekommen klammerte Joey sich an Mahou. „Ich will nicht, dass du wieder gehst.“ „Es muss aber sein, mein Kleiner.“, sagte Mahou zärtlich und fasste Joey leicht unters Kinn, hob es an und küsste ihn. Joey schlang seine Arme um Mahou und küsste ihn zurück – zärtlich, sehnsüchtig, heftig, traurig. „Wann kommst du wieder?“, fragte er ihn, als das Taxi hielt und Mahou einstieg. „Kann ich dir nicht sagen, ich weiß es nicht.“, antwortete ihm Mahou. „Pass gut auf dich auf.“ „Mach ich“, rief Joey während er dem Taxi hinterher winkte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)