Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 32: Scherbenhaufen -------------------------- Scherbenhaufen Seto beobachtete die beiden Kämpfer, neidlos erkannte er Joeys Talent an. Eine leise Stimme hinter ihm lachte – blitzschnell fuhr Seto herum und starrte in die Dunkelheit des Nebenraumes. Seto konnte eine vage Gestalt mit wirren, weißen Haaren ausmachen, diese Gestalt kannte er doch. „Was willst du hier?“, fragte Seto kalt. Diese Visionen wurden immer skuriler. „Dich besuchen“, grinste die Gestalt. „Durch die Magie MEINES Medaillons siehst du MICH, das heißt aber auch, dass ich DICH sehen kann, in meinen Träumen. Es ist ein Weg in BEIDE Richtungen. Hat Mahou dir das nicht gesagt?“, erklärte die Gestalt ganz ruhig. „Mahou?“, jetzt war Seto verwirrt, „Ich habe die Kette von Fudo erhalten.“, stellte Seto richtig. Der Weißhaarige lachte. „Weißt du es wirklich noch nicht? Mahou, Fudo und Toki sind ein und dieselbe Person, der Zauberer der Zeit.“ Ungläubig blickte Seto sein Gegenüber an. „Du hast es nicht gewusst? Ha, dann sag ich dir noch was. Wenn er gewollt hätte, hätte er deinen Bruder schon längst finden und zurückholen können, aber er hat sich lieber mit seinen eigenen Interessen befasst.“ Er deutete auf Joey. „Dem gilt sein wirkliches Interesse. Warum glaubst du wohl, hast DU mein Medaillon bekommen? Es hat deine Wut gefördert und Mahou hat es gewusst. Er wollte durch dich das kämpferische Blut deines Freundes erwecken, nichts anderes hatte er im Sinn. Sieh ihn dir an – haben seine Augen jemals so ausgesehen, wenn er mit dir gekämpft hat?“, flüsterte der Weißhaarige Seto zu. Seto sah seinem Meister in die Augen – nein, so einen Blick hatte er tatsächlich noch nie bei ihm gesehen. Die Gestalt trat nun ganz dicht an Seto heran und flüsterte in sein Ohr. „Mahou hat nie ein ernsthaftes Interesse an dir gehabt – du bist für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Er hat sein Ziel erreicht und hat dich, wie eine heiße Kartoffel, fallen gelassen. Solltest nicht DU kämpfen? Hatte er das nicht gesagt? Dann hat er gesehen, dass das Blut seines alten Weggefährten erwacht ist und du bist unwichtig geworden. Genauso sieht es der Blonde.“ Seto schüttelte den Kopf. „Nein, Joey sieht es nicht so.“ flüsterte er. „Wer, glaubst du, hat euch denn immer wieder gestört? Frag Mahou doch, wenn du mir nicht glaubst.“ Mit einem leisen Lachen verschwand die Person wieder. Stöhnend lehnte sich Seto an den Türrahmen, in seinem Kopf drehte sich alles, die Worte wirbelten durcheinander. Er hielt sich die Schläfen – das war nicht wahr. Die Worte die er eben hörte, durften nicht wahr sein. Sein Leben sollte so hart verlaufen sein nur für die Bedürfnisse eines Mannes? ~~~ Irritiert nahm Joey das Katana aus Meister Fudos Hand entgegen und schaute ihn unschlüssig an. Das war wohl gerade ein Scherz, oder? Das Meister Fudo nicht scherzte bekam Joey jedoch ganz schnell mit, denn er griff ihn ziemlich heftig an. Seine Schläge kamen wesentlich heftiger und präziser, als vorher. Ohne nachzudenken reagierte Joey und wehrte die Schläge des Altmeisters ab, doch gerade eben so. Joeys Atmung ging heftig und irgendwie hatte er das Gefühl, dass dieser Kampf ganz andere Voraussetzungen hatte... Fudo schrieb eine ganz andere Handschrift... Er vermittelte Joey ein ganz anderes Gefühl... das Gefühl der Gefahr... Gefahr für sein Leben... Joey begann um sein Leben zu kämpfen, erst verwirrt noch, da er es erst nicht so recht glauben wollte, aber dieser Kampf war nicht einfach nur eine sportliche Herausforderung... wenn er leben wollte, dann musste Joey kämpfen und seinen Gegner besiegen – und töten. Joey schauderte bei dem Gedanken, er hatte noch nie einen Menschen willentlich verletzt (wenn es sein musste, schrieb er eine kräftige Handschrift), geschweige denn getötet. Und doch tobte ein tödlicher Kampf im Trainingsraum Seto Kaibas. Keiner der beiden Kämpfenden analysierte noch den Kampfstil des Anderen, am ehesten war noch Meister Fudo dazu in der Lage... Joey kämpfte schon längst nur noch aus Instinkt... Sie schlichen um einander herum und versuchten sich einen Vorteil heraus zu erkämpfen... nach einer Zeit der Ruhe folgte eine Zeit des schnellen Handelns... Joey war immer noch in der Defensive, Meister Fudo hatte immer noch einen leichten Vorteil auf seiner Seite... Joey spürte, dass er dem Kampf nicht mehr lange würde standhalten können, seine Arme und Lungen schrieen schon vor Schmerzen – und Erschöpfung machte sich in ihm breit – am liebsten würde er sich in die Ecke setzen und einen Augenblick verschnaufen... „Halt durch... du schaffst es... lebe... lebe für mich...“, flüsterte ihm eine Stimme liebevoll zu. Joey schloss kurz seine Augen, konzentrierte sich und führte seinen letzten Angriff gegen Meister Fudo... Von der Wucht seines Angriffes überrascht, wich Meister Fudo zurück, stolperte und fiel auf seinen Rücken. Mit einem undeutbaren Blick schaute Meister Fudo auf zu Joey. Schwer atmend stand Joey über Meister Fudo, einen Fuß auf Meister Fudos Schwertarm und die Spitze der Klinge seines Katanas am Hals des Alten Mannes. Joey drückte leicht zu, doch dann seufzte er auf und zog sein Katana zurück. „Ich kann es nicht.", sagte er beschämt. Selbst wenn es ihn jetzt sein Leben kosten würde, er konnte den Alten Meister seines Freundes doch nicht töten. Rückwärts entfernte er sich von Meister Fudo. „Du Narr", zischte Fudo, „meinst du, dein Gegner würde dein Leben verschonen?" Und griff Joey erneut an. Mit letzter Kraft und einer letzten Drehung traf Joey Fudo am Arm und entwaffnete ihn dabei gleichzeitig. Das Katana flog durch den Raum, Joey sprintete dorthin und nahm es an sich, damit Fudo es sich nicht mehr greifen konnte. Meister Fudo hielt sich lächelnd den Arm. „Grünschnabel, hol mir mal was zu verbinden.", wandte Fudo sich in gewohnter Art und Weise an Seto. Sich seinen Arm verbindend, wandte Meister Fudo sich an Joey. „Gratuliere, du hast die Prüfung bestanden, du hast mich nicht getötet, obwohl du es konntest, dein gutes Herz hat den Sieg davon getragen, und auch als ich dich noch einmal angegriffen habe, hast du mich nur entwaffnet." Der Kampf war zu Ende, Joey hatte gewonnen, doch Seto konnte sich nicht darüber freuen – nicht, das er es ihm nicht gönnte, aber die Fragen, die in seinem Kopf waren, wollten beantwortet werden. Seto ging auf Fudo zu, er fühlte sich seltsam leer, als er seinem Meister in die Augen sah. „Ist es wahr, dass ihr mir meinen Bruder hättet längst zurückbringen können, wenn ihr es nur gewollt hättet... Mahou?“, fragte er tonlos. Aufmerksam sah Seto in das Gesicht des alten Mannes, der in diesem Augenblick aber nur äußerlich alt war, nicht in seinem Blick und schon gar nicht in seinen Bewegungen. Joey ließ die Schwerter fallen und wurde kalkweiß. Hatte Seto gerade eben Mahou gesagt? „So, so, du weißt also wer ich bin und kennst meinen richtigen Namen?“, lächelte Mahou und nahm seine wahre Gestalt an. „Ich hätte mich wohl um deinen Bruder kümmern sollen, aber ich hatte keine Zeit dazu. Zur Zeit der Entführung deines Bruders war das Böse gerade erwacht und ich musste mich auf die Suche der Himmelskinder machen. Als ich wusste, wo das Böse war, und herausgefunden hatte, dass du das eine Himmelskind warst, musste ich mich erst einmal um dich und deine Verletzungen kümmern. Ich hatte keine Zeit mich auch noch um deinen Bruder zu kümmern, denn das zweite Himmelskind hatte ich noch nicht gefunden.“ Mahou atmete noch einmal ein. „Und als ich euch Beide gefunden hatte, musste ich euch ja auch auf eure Aufgabe vorbereiten und euch mit euren Kräften vertraut machen.“ Seto nickte, aber er glaubte Mahou nicht. „Ich war siebzehn, als ich euch kennen gelernt habe, zu meinem achtzehnten Geburtstag habt ihr mir diese Kette geschenkt. Wollt ihr mir wirklich erzählen, dass ihr in all den Jahren keine Zeit für meinen Bruder hattet? Ist es nicht eher so, dass ihr euch viel lieber euren eigenen Bedürfnissen gewidmet habt? Lügt mich nicht an, ich denke, ich habe die Wahrheit verdient." Seto war aufgebracht. „Habt ihr mir dieses Böse Medaillon gegeben um meinen Zorn und meinem Hass zu verstärken? Habt ihr mich nur trainiert, um sein kämpferisches Blut zu wecken?“ Bei seinen letzten Worten deutete er auf Joey. Gespannt wartete Seto auf die Antwort. „Du warst so verletzt und so voller Wut, ich konnte dich nicht alleine lassen. Ich hatte viel damit zu tun, dich und deine Wut in den Griff zu bekommen, und dir zu zeigen, wie du damit umgehen musst. Du musstest lernen anderen Menschen wieder zu vertrauen. Glaub mir bitte, ich hatte wirklich keine Zeit, um nach deinem Bruder zu suchen. Und auf Joey musste ich ja auch aufpassen.“, hoffte Mahou Seto zu beruhigen. Joey hörte mit wachsendem Unglauben zu. War er nicht sechzehn, als er Mahou kennen lernte? „Und darum habt ihr mir ein Schmuckstück gegeben, das meine Wut noch gefördert hat?", bestand Seto auf einer Antwort. „Und sagt jetzt nicht, ihr hättet es nicht gewusst. Ihr habt es genau gewusst.", fügte er bitter hinzu. Mahou begann sich zu winden. Das ganze nahm Formen an, die er nicht voraus gesehen hatte. Ja, er rechnete damit, dass die Beiden nicht gerade erfreut darüber wären, wenn sie die Wahrheit erführen, aber er hatte so die ungefähre Ahnung, dass das Böse seine Finger mit im Spiel hatte. „Einer musste doch das böse Medaillon bekommen...“ Mahou fühlte sich gerade ziemlich unbehaglich. So von Seto festgenagelt zu werden lag nicht in seiner Art. „Ja, ich hab es gewusst. Aber ich war doch immer in deiner Nähe, um dir helfen zu können.“, versuchte Mahou zu erklären. „Nein...", sagte Seto, „...das glaube ich euch nicht. Ihr wusstet genau, was mir helfen würde. Ihr kanntet meine Gefühle, ich habe euch vertraut. Und jetzt muss ich erkennen, dass ihr nie wirkliches Interesse an mir hattet. Ich war nur ein Mittel zum Zweck." Eine tiefe Enttäuschung, war in seinen blauen Augen zu erkennen. Die Erkenntnis, nicht einmal Fudo wichtig gewesen zu sein, ließ etwas in seinem Inneren zerbrechen. Seto hob sein Katana auf, setzte die Klingenspitze auf dem Boden auf und bog die Klinge soweit, bis sie schließlich zerbrach. „Ihr habt mir alles genommen, ich brauche das hier auch nicht mehr." Als er seinen Blick hob, war dieser leer, der Glanz seiner Augen war verschwunden. Wütend ging Joey auf Mahou zu. „Schau mir mal in die Augen“, sagte er gefährlich leise. Mahou wagte nicht ihm zu widersprechen. Außerdem liebte er den Blick in diese Augen. Doch was Mahou nun zu sehen bekam, ließ ihn erschauern. Er hatte in den haselnussbraunen Augen noch nie blanke Wut gesehen. „Wie kannst du es wagen, Seto so zu verletzen? Er, der außer dir niemanden mehr hatte?“ Joey blickte zwingend in die grünen Augen Mahous. Ja, diese Augen kannte er, er kannte sie nur zu gut, und jetzt verstand er auch den uralten Blick, den er manchmal zu sehen geglaubt hatte. „Und wie kannst du sagen, dass du mich erst noch suchen musstest, als du Seto gefunden hattest? Wenn ich mich nicht falsch erinnere, war ich gerade sechzehn geworden, als ich dich kennen lernte.“ Joey versuchte seine Wut zu zügeln. „Ich hätte dich doch töten sollen.“, flüsterte er Mahou ins Ohr, bevor er sich von ihm abwandte. „Komm Seto, wir gehen. Ich ertrag seine Gegenwart nicht länger.“ Nur seine Wut hielt seine Tränen zurück, denn auch er fühlte sich von Mahou verraten. Seto nahm Joeys Reaktion nicht wirklich wahr, erst als sie im Wohnzimmer standen befreite er sich von Joeys Griff. „Du brauchst mich nicht mehr, geh wenn du willst. Es ist sowieso alles egal." „Nichts ist egal, du bist nicht egal, du bist MIR nicht egal.“, antwortete Joey den Tränen nah und immer noch wütend auf Mahou. „Und wer sagt, dass ich dich nicht brauche?“, flüsterte Joey mit einem Kloß im Hals. Seto ließ sich auf das Sofa fallen, lehnte sich zurück und schloss seine Augen. Vor ein paar Stunden noch, war er glücklich – ja, das war er wirklich. Und jetzt war nichts mehr davon übrig – nur ein einziger Trümmerhaufen. Ebenso fertig wie Seto, ließ Joey sich neben seinen Freund fallen. Er war vollkommen erschöpft, eben erst merkte er, wie anstrengend die Kämpfe mit Fudo – Mahou – korrigierte er sich selbst, waren. Er hatte zwar ein Katana gewonnen, doch einen Freund dafür verloren. Und mit ganz viel Glück, dachte Joey sarkastisch, auch noch einen zweiten. Der Seto neben ihm machte ihm Angst. So tote Augen... Zögernd streichelte Joey über Setos Arm. Er war ja richtig kalt. Die warme streichelnde Hand erreichte Seto nicht – er war zu weit weg. Er bemerkte auch die Tränen nicht, die ihm inzwischen herunter rannen. Er fühlte sich nur noch ausgebrannt und leer, nichts war mehr in ihm. Joey bekam immer mehr Angst um seinen Freund. Verflogen war alle Wut auf Mahou, und seine eigene Enttäuschung. Er wollte nicht noch einen Freund verlieren, und diesen hier schon gar nicht. Er hatte ihn doch gerade erst wieder gefunden. „Seto... Seto... schau mich an, bitte...“, flehte Joey und auch seine Tränen flossen, doch Joey bemerkte es ebenso nicht. Nur von Ferne hörte er, wie eine Tür ins Schloss fiel, als er sich um seinen gebrochenen Freund kümmerte. Seto hörte eine Stimme die ihn rief, er öffnete die Augen und sah in die Richtung, doch sein Blick blieb leer. Er war müde grenzenlos müde, er wollte nur noch schlafen und nichts um sich herum mehr wahrnehmen. Seto war so kalt... Joey fröstelte es bei dieser inneren Kälte, die Seto verströmte. „Komm, ich bring dich in dein Bett.“ Fürsorglich half Joey dem Willenlosen auf und führte ihn in sein Zimmer und brachte ihn zu Bett. Er zog ihm seine Kleidung bis auf die Boxer aus und deckte ihn liebevoll zu. Erst jetzt wurde Joey bewusst, dass er immer noch die Rüstung trug. Er zog sich die Rüstung aus und brachte sie zurück in den Trainingsraum. Fast erstaunt erkannte er, dass Fudo, nein Mahou, das Katana hatte liegen lassen. Er hatte damit gerechnet, es nicht mehr vorzufinden. Joey ging kurz unter die Dusche und als er im Bad fertig war, schaute er noch einmal nach Seto. Er war immer noch so entsetzlich kalt, grad so, als wollte er nicht mehr leben... Sorgenvoll legte er sich zu Seto und hoffte, ihn mit seinem Körper ein wenig wärmen und ins Leben zurückholen zu können. Unbewusst zitterte Seto am ganzen Leib, die Decke wärmte ihn nicht wirklich. Im Laufe der nächsten Stunden, wurde Seto langsam wieder wärmer und als er erwachte, bemerkte er Joey, der sich ganz dicht an ihn geschmiegt und einen Arm um ihn gelegt hatte. Die Geschehnisse der vergangenen Nacht kamen Seto wieder in den Sinn. Immer noch war er innerlich tot, aber er beschloss zu funktionieren und seine Aufgabe zu erfüllen – sollte er dabei sein Leben verlieren, war es auch egal. Vorsichtig befreite Seto sich aus Joeys Umarmung, begab sich ins Bad, duschte und machte Frühstück. Auf den ersten Blick schien alles normal zu sein, doch es fehlte in seinen Augen immer noch der alte Glanz. Joey erwachte, weil es kühl an seiner Seite wurde und außerdem drückte seine Blase. Erschrocken erkannte er, dass er allein in Setos Bett lag. Hoffentlich hatte Seto nichts Unbedachtes getan. Wie der Blitz sprang Joey aus Setos Bett und vernahm mit Erleichterung Geräusche des täglichen Lebens. Jemand war in der Küche und bereitete Frühstück zu, wie er am Geruch des frisch aufgebrühten Kaffees erkennen konnte. Joey war sich sicher, Seto in der Küche vorzufinden, also gab er dem Drängen seinen Körpers nach, und stattete dem Badezimmer einen Besuch ab, bevor er sich kurz etwas überzog und in die Küche ging. „Guten Morgen.“, begrüßte Joey Seto, als wäre es ein ganz normaler Morgen. „Guten Morgen.", erwiderte Seto den Gruß. „Hunger?" Seto sah Joey abwartend an. „Ja, ziemlich.“, stellte Joey überrascht fest und nahm sich eine Tasse frischen Kaffee. „Kein Wunder, so wie du gestern gekämpft hast.", bemerkte Seto nebenbei. „Wie fühlst du dich heute?", wollte er nun wissen. „Zerschlagen.“, antwortete Joey und setzte sich zu Seto an den Tisch. „So hatte ich mich...", Seto unterbrach sich kurz und fuhr dann fort, „... das gibt sich irgendwann. Was wirst du nachher tun?" Joey brauchte ihn nicht mehr, er konnte gehen wenn er wollte, und so rechnete Seto auch damit, dass Joey bald aus seinem Leben verschwinden würde. Joey blickte Seto verwundert an. „Was für eine Frage, dir in der Küche helfen und dann versuchen, dir bei deiner Arbeit zu helfen. Wieso?“ Seto klang so seltsam, fast so, als... Nein, daran wollte er lieber nicht denken, und doch musste Joey sich davon überzeugen, ob seine Befürchtung stimmte. „Willst du, dass ich gehe?“ Beinahe angstvoll stellte Joey seine Frage und schaute Seto bangend an. Er WOLLTE nicht gehen, dafür fühlte er sich in Setos Nähe viel zu wohl, und er KONNTE nicht gehen, Seto brauchte ihn doch... gerade jetzt... „Du kannst jetzt gut auf dich selbst aufpassen, besser als ich es jetzt könnte. Es gibt keinen Grund zu bleiben, auch keinen zu gehen. Es ist deine Entscheidung, ...ich habe meinen Zweck erfüllt." Bei seinen letzten Worten kam die unendliche Traurigkeit zum Vorschein, die Seto beherrschte. Joey brach es bei Setos Worten fast das Herz. „Du hast WAS?“ Er wollte nicht glauben, was Seto gerade von sich gab. „Und nur damit du es weißt, ich brauche keinen Babysitter. Ich bin hier, weil du es mir angeboten hast.“ Joey schaute Seto traurig in die Augen. „Ich hatte mich riesig gefreut, dass du es warst, der mich aufgenommen hat... ich hätte auch gut in ein Hotel gehen können.“, fügte Joey leise hinzu. „Stimmt, du bist hier, weil ich es so wollte, weil ich es nicht hätte ertragen können, wenn dir etwas zustößt. Du warst doch gestern dabei... hast doch gehört, was gesprochen wurde... Ich hab dich gern in meiner Nähe, ich habe mich wohl gefühlt, ich wollte dich spüren... doch da ist jetzt nichts mehr, ich kann diese Gefühle nicht wieder finden... ich will nicht das zu gehst... aber ich kann dir nichts an Gefühlen geben... verstehst du?" Seto war verzweifelt. Verzweiflung und Traurigkeit, sollten das alle Gefühle sein, die übrig geblieben waren? „So lange du mich nur nicht von dir fortschickst...“ Joey nahm Setos Hände und hielt sie ganz fest. „Wenn ich dich trösten darf, dich lieben darf... nicht so, wie du grad denkst... wenn ich einfach bei dir bleiben darf... Mehr will ich nicht von dir.“ Joey schaute Seto fest in die Augen. „Schick mich nur nicht weg...“, flüsterte Joey leise. Joeys braune Augen schienen etwas in Setos Inneren zu berühren, doch er konnte es nicht fassen. Seto erwiderte Joeys Händedruck. „Ich will nicht das du gehst.", sagte Seto mit erstickter Stimme. „Ich will auch nicht gehen, ich will bei dir bleiben... für immer, wenn du willst.“, flüsterte Joey dankbar mit einem dicken Kloß im Hals, und Tränen standen ihm in seinen Augen. „Ach Joey, über das 'immer' sollten wir uns erst Gedanken machen, wenn wir die Sache mit dem Drachen lebend überstanden haben.", erwiderte Seto erleichtert und versuchte seine Tränen zu bekämpfen. „Ja“, nickte Joey glücklich, „das machen wir. Erst mal müssen wir überleben. Ach Seto... ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren, und dann hätte Timiat gewonnen.“ Joey liefen die Tränen nur so übers Gesicht, aber das war ihm egal, nun, da alle Anspannung und Furcht von ihm abgefallen war. „Und wir werden auch Mokuba wieder finden, das verspreche ich dir.“ Seto zog Joey an sich. „Wer muss nun wen trösten?", fragte er leise. „Du mich und ich dich.“, lächelte Joey glücklich und bekam einen fürchterlichen Schluckauf. Seto lächelte zwar, doch die Traurigkeit blieb. Es änderte nichts an der Tatsache, dass etwas in ihm zerbrochen war. Vielleicht konnte das irgendwann wieder heilen. Er hoffte nur, dass er dafür lange genug lebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)