Die Macht der Himmelskinder von risuma-night-blue (Ein etwas anderer Krimi; SetoxJoey) ================================================================================ Kapitel 35: Die Burg und ihre Geheimnisse ----------------------------------------- Die Burg und ihre Geheimnisse Bakura war neugierig auf den jungen Reporter, der ihm gemeldet wurde. Na ja, eigentlich hatte Pegasus ja den Termin mit ihm gemacht, aber der war ja aus bestimmten Gründen nicht mehr verfügbar. Aber was soll’s, es war eine schöne Abwechslung und über die Burg konnte er eine Menge erzählen. Der Weißhaarige kannte sie bis in den letzten Winkel. Gut glaunt betrat der Burgherr das Kaminzimmer und begrüßte seinen Gast. „Guten Tag, Mr. Okayama, ich bin sehr erfreut sie kennen zu lernen." Mitsuki erhob sich höflich, als Mr. Pegasus ins Zimmer trat. Er verbeugte sich förmlich. „Mitsuki Okayama, sehr erfreut sie kennen zu lernen. Vielen Dank, dass sie mir die Ehre erweisen, und ein wenig ihrer kostbaren Zeit für mich opfern, um mir ihre Burg zu zeigen und einige Fragen zu beantworten.“ Mitsuki wusste es gekonnt zu verbergen, wenn er aufgeregt war, und aufgeregt war er, denn es kam nicht oft vor, dass er mit so hochgestellten Persönlichkeiten zu tun hatte. „Um ehrlich zu sein, dieses Interview mit ihnen, bringt ein bisschen Abwechslung in meinen Alltag. Also, junger Mann, was möchten sie wissen.“ Bakura ging zu seinem Sessel am Kamin und zeigte auf den zweiten Sessel, „Bitte, nehmen sie doch wieder Platz.“ Mitsuki schluckte und kam der Aufforderung nach. Er setzte sich Pegasus gegenüber und zückte seinen Notizblock und seinen Lieblingsstift. Er besaß zwar auch eines dieser modernen Diktiergeräte, doch bevorzugte Mitsuki es, die Antworten auf einem Block aufzuschreiben. Außerdem konnte er auf diese Art und Weise seine Fragen vorschreiben... „Mister Pegasus, war die Burg schon immer in ihrem Besitz, bzw. im Besitz ihrer Familie?“, stellte Mitsuki seine erste Frage. „Einen Augenblick noch – bevor wir anfangen, darf ihnen einen Kaffee oder Tee anbieten? Oder vielleicht sogar etwas alkoholisches?“, erkundigte sich Bakura. „Einen Tee, bitte, das wäre sehr nett.“, antwortete Mitsuki höflich. Die Tür öffnete sich und ein Butler trat ein. „Sie haben geläutet, Sir?“ „Ja, bringen sie dem jungen Mann einen Tee und mir meinen Kaffee.“, wies der Hausherr an und wandte sich anschließend wieder Mitsuki zu. „Sehr wohl, Sir.“, nahm der dienstbare Geist die Anweisung entgegen, keine zehn Minuten später kam er mit dem gewünschten zurück und stellte den Tee und den Kaffe auf ein kleines Tischchen am Kamin ab. Mit einer leichten Verbeugung zog er sich wieder zurück. „Diese Burg ist seit 600 Jahren in Familienbesitz.“, antwortete der Gefragte, bemerkte aber gleich seinen Fehler, er war ja im Augenblick Pegasus. „Vor einigen Jahren habe ich sie gekauft.“, stellte Bakura richtig. „Dann können sie gewiss eine Menge über diese Burg erzählen, wenn sie schon so lange im Besitz ihrer Familie ist.“, meinte Mitsuki bewundernd. „Wie es mir scheint, ist ihre Burg in einem erstaunlich guten Zustand. Haben sie schon immer auf der Berg gelebt, oder erst seit kurzer Zeit?“ Bakura lachte. „Sie haben mir nicht richtig zugehört. Diese Burg WAR über 600 Jahre in Familienbesitz, doch die finanzielle Notlage der Besitzer ermöglichte es mir, diese Anlage vor einigen Jahren zu kaufen. Ich lebe nicht ständig hier, aber so oft es geht. Ich habe ja auch noch eine Firma zu leiten. Und das diese Burg in einem so guten Zustand ist, liegt an den regelmäßigen Arbeiten, die ich durchführen lasse.“ Das diese Burg durch einen Zauber aus vergangenen Zeiten geschützt war, brauchte niemand zu wissen. „Oh, entschuldigen sie meinen Fehler.“, meinte Mitsuki zerknirscht. „Da muss ich sie wohl missverstanden haben.“ Unterwürfig verbeugte sich Mitsuki zu seiner Entschuldigung. „Kennen sie denn dann die Geschichte dieser Burg, wenn sie sie erst vor einigen Jahren käuflich erworben haben?“ Diese Art der Entschuldigung gefiel Bakura, das hatte was... „Natürlich kenne ich die Geschichte der Burg. Ich hatte mich vorher darüber informiert und seit sie in meinem Besitz ist, habe ich immer neue Dinge dazugelernt.“, erwiderte Bakura höflich. Er war neugierig, ob der Schwarzhaarige sich auch im Vorfeld über seine Burg informiert hatte. „Was interessiert sie am meisten?“ stellte Bakura nun eine Gegenfrage. „Wie viele Zimmer diese Burg hat, wie viel Schlafräume und wie viel Gesellschaftsräume.“, antwortete Mitsuki geschäftsmäßig. „Aber eigentlich interessiert unsere Leser ja doch vielmehr, ob ihre Burg über irgendwelche Geheimgänge oder ähnlich abenteuerliche Dinge verfügt.“, gestand Mitsuki verschämt. Ihn interessierte dies doch auch am allermeisten. „Ich habe die Räumlichkeiten nie gezählt, das interessiert mich nicht wirklich, aber ich weiß, dass es mindestens zwei große Gesellschafträume gibt, ebenso einige Kleinere. Was die Schlafräume angeht, ich hab bei zwölf aufgehört zu zählen.“ Bakura kam gerade ein Gedanke... dieser junge Mann vor sich, das wäre eine nette Gesellschaft für ihn... „Ich kann ihnen die Burg zeigen, dabei können wir ja die Zimmer zählen.“, schlug Bakura vor. „Und ich habe in der Tat einen geheimen Gang entdeckt. Den könnte ich ihnen auch zeigen, ausnahmsweise, da sie mir sehr sympathisch sind.“, lockte er Mitsuki. Mitsuki blickte überrascht auf, Pegasus war der erste, der ihm anbot seine Burg einmal zu besichtigen. Zum Glück hatte er seinen Fotoapparat dabei. „Kerker und Folterkammern gibt es auch, falls es sie interessiert.“, lockte Bakura weiter. „Wenn ich eventuell fotografieren dürfte? Unsere Leser lieben es, Bilder von solchen alten Gemäuern zu sehen. Und wenn ich die Besonderheiten dieses Hauses fotografieren dürfte...“ Mitsuki rechnete sich ein recht gutes Honorar aus, wenn er diese Bilder wirklich machen durfte. „Und sie haben wirklich Kerker und eine Folterkammer in dieser Burg, die sie mir auch zeigen würden?“ Mitsuki konnte seine Neugier nicht verbergen. „Ich habe nichts dagegen, wenn sie fotografieren, solange es nur die Räumlichkeiten angeht. Mich lassen sie außen vor, keine Fotos von mir.“, diese Forderung stellte Bakura sehr nachdrücklich. „Bevor wir in die unteren Gewölbe gehen, zeige ich ihnen etwas, das für alle Mühe entschädigt. Dazu müssen wir auf den höchsten Turm steigen. Ich hoffe für sie, das sie sportlich sind.“, entgegnete Bakura. „Danke, ich werde mich daran halten.“, meinte Mitsuki höflich. „Und unsere Leser sind auch nicht wirklich daran interessiert, wer die Menschen sind, die auf einer Burg leben. Sie interessiert es vielmehr, wie es sich auf einer Burg, wie der ihren, lebt.“ Mitsuki folgte dem Hausherrn durch seine Burg und konnte sich vor Erstaunen kaum zurück halten. Das, was er zu sehen bekam, war ziemlich luxuriös, aber doch altertümlich. Gespannt wartete er auf den Turm, er war mit Sicherheit wunderbar erhalten, und der Ausblick würde gewiss umwerfend. Sonst würde der Hausherr ihn nicht extra dorthin führen. Mitsukis Kamera stand während des ganzen Weges nicht still, zuviel war es wert, fotografiert zu werden. Belustigt beobachtete Bakura den Eifer seines Gastes – dieser fotografierte was das Zeug hielt – wenn er so weiter machte, hatte er bald keinen Speicherplatz mehr frei. Aber das war ja nicht Bakuras Problem, er war mehr an dem jungen Mann selbst interessiert. Schließlich erreichten sie den Eingang zu dem bewussten Turm, es waren fast dreihundert Stufen hinauf. Bakura war gespannt auf die Reaktion seines Gastes, wenn sie oben ankamen. Der Ausblick von dort war Atemberaubend und mit etwas Glück ging die Sonne gerade unter. „So, junger Mann, jetzt ist Kondition gefragt, wir müssen jetzt 293 Stufen rauf. Gehen sie bitte vor.“ Bakura trat zur Seite und ließ Mitsuki den Vortritt. Mitsuki holte einmal tief Luft und machte sich an den Aufstieg. Die ersten hundert Stufen nahm er noch sportlich, doch dann begann er langsam etwas zu schnaufen. Bei Stufe 120 hielt er kurz an, um einmal tief durchzuatmen. „Was denn, haben sie keine Luft mehr?“, grinste Bakura. Ihm machte der Aufstieg gar nichts aus, aber er hatte ja auch so seine eigene Methode dazu. Außerdem genoss Bakura den Anblick Mitsukis Rückenpartie, vor allem der verlängerten. „Es geht schon wieder.“, meinte Mitsuki etwas atemlos, es war ihm unangenehm sich vor dem Hausherrn der Burg so eine Blöße zu geben. Etwas langsamer und mit einem anderen Atemrhythmus machte er sich an den Aufstieg der restlichen Stufen. Endlich hatte er das Ende der Treppe erreicht und stand auf einer großzügigen Plattform. Überrascht stellte Mitsuki fest, dass es von dem Turm fast senkrecht viele hundert Meter abwärts ging. „Eine beeindruckende Höhe nicht wahr“, bemerkte Bakura, „Dadurch, das die Burg auf diese Bergspitze gebaut wurde, war sie für Feinde unangreifbar. Manchmal frage ich mich, ob die damaligen Bewohner, diese schöne Aussicht überhaupt zu würdigen wussten.“ Bakura stand am Rand der Plattform, breitete seine Arme aus und drehte sich einmal um die eigene Achse, seine Augen leuchteten als er seinen Blick über die Gegend schweifen ließ. „Habe ich ihnen zu viel versprochen? Diese Aussicht ist doch jede Mühe wert.“ „Nein, überhaupt nicht.“, antwortete Mitsuki überwältigt. Man konnte wirklich bis zum Horizont schauen. Ja, diese Burg war wirklich für Feinde unangreifbar. Aber zu dicht an den Rand traute Mitsuki sich nicht wirklich, er war nicht hundert Prozent schwindelfrei, und auch die Tanzeinlage von Pegasus betrachtete Mitsuki etwas skeptisch. Aber er genoss die Aussicht von der Mitte der Plattform, in alle vier Himmelsrichtungen hatte man diese wunderbare Aussicht. Der Hausherr sah die Skepsis in den grauen Augen seines Gastes, er ging zu ihm hin, nahm ihn am Arm und zog ihn zum Rand der Plattform. „Von hier müssen sie ein Foto der Burg machen – wenn sie jetzt runter sehen, können sie die ganze Anlage überblicken. Das ist doch sicher ein Foto wert.“, meinte Bakura lächelnd. Mitsuki schnappte nach Luft, als er so unvermittelt von Pegasus an den Rand der Plattform gezogen wurde. Sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen, doch der Hausherr hatte tatsächlich Recht, wie er nach einem vorsichtigen Blick über den Rand feststellte. Mitsuki nahm seine Kamera und versuchte so gut es ging die gesamte Burganlage auf ein Foto zu bekommen. Er war so konzentriert bei der Sache, dass ihm vollkommen entging, dass Pegasus ihn an seinen Hüften gepackt hielt. Oh ja, dieser junge Mann sollte bleiben, dachte Bakura. Er hielt Mitsuki an den Hüften fest und zog ihn unmerklich an sich heran. Der Schwarzhaarige war so vertieft in seine Arbeit, dass es ihm gar nicht auffiel, doch Bakura wollte es nicht übertreiben. Dieses Spiel, das er spielte, war für ihn erregend – wie weit er wohl gehen konnte, bis Mitsuki merkte worauf es hinauslief? Bakura lockerte seinen Griff wieder. „Sehen sie, die Sonne geht unter..... Ach, was mir gerade einfällt, wenn sie noch jemanden anrufen wollen, dann müssen sie es jetzt machen. Unten in der Burg gibt es keinen Satellitenempfang und ein Festnetztelefon besitze ich nicht.“, informierte Bakura Mitsuki. „Bis wir wieder unten sind, ist es schon spät. Wenn sie möchten können sie hier gerne Übernachten.“, bot Bakura Mitsuki an. Mitsuki hatte seine Bilder gemacht und stand nun wieder erleichtert in der Mitte der Plattform. Er nickte dankbar, als ihn Pegasus darauf hinwies, dass er in der Burg keinen Handyempfang hatte und holte schnell sein Handy aus seiner Jackentasche. Schnell hatte Mitsuki die Nummer von Serenity gewählt. „Hallo, Serenity. Ich bin jetzt auf der Burg von Maximilian Pegasus und er hat mir angeboten hier zu übernachten. Es wird wohl...“ Verwirrt blickte Mitsuki auf sein Handy, der Empfang war auf einmal weg. Oh – der Akku war leer. Das war natürlich dumm, na, dann würde er morgen noch einmal hier herauf steigen, um Serenity anrufen zu können. Bakura grinste in sich hinein, mit so ein bisschen Technik wurde seine Magie allemal fertig. Und einen weiteren Versuch, würde Mitsuki nicht bekommen. „Wir sollten jetzt wieder hinunter gehen. Ich lasse dann ein Gästezimmer fertig machen und wir plaudern noch ein bisschen im Kaminzimmer.“, bestimmte Bakura jetzt und ließ wieder Mitsuki den Vortritt. Die Treppen runter ging es wesentlich schneller als rauf. Unten angekommen, gab der Hausherr seinem Personal die entsprechenden Anweisungen und begab sich mit seinem Gast wieder in das Kaminzimmer. Er schenkte seinem Gast und sich einen Cognac ein, reichte ein Glas Mitsuki und nahm wieder am Kamin platz. „Sie haben doch sicher noch mehr Fragen.“, stellte Bakura fest. „Wie sind sie eigentlich darauf gekommen, eine Burg zu kaufen? Und wie sind sie auf diese Burg gekommen, Mr. Pegasus?“, erkundigte sich Mitsuki, als sie so entspannt im Kaminzimmer saßen. „Seit meiner frühesten Kindheit hatte ich den Wunsch auf einer Burg zu leben und nachdem ich Geschäftlich soviel Erfolg hatte, konnte ich mir meinen Wunsch erfüllen. Durch einen glücklichen Zufall erfuhr ich, dass diese Burg zum Verkauf stand. Und wie schon erwähnt, hatten die damaligen Besitzer große finanzielle Probleme, deshalb sind wir uns schnell einig geworden.“, neugierig sah Bakura sein Gegenüber an. „Wie ist das bei ihnen, Mr. Okayami, was ist ihr frühester Kindheitswunsch? War es ihr Beruf?“ Mitsuki dachte nach – seinen Beruf hatte er sich ausgesucht, weil er dabei viel auf Reisen sein konnte. Das Gefühl etwas zu vermissen, hatte Mitsuki in den letzten neun Jahren stets begleitet. Er hatte gehofft, auf diese Weise zu finden, was auch immer er vermisste. „Die Frage kann ich gar nicht so genau beantworten...“, sagte Mitsuki schließlich, „...ich hatte vor ungefähr neun Jahren einen Unfall, dabei habe ich mein Gedächtnis verloren. Seitdem wollte ich schon immer Journalist werden – ich gehe davon aus, das ich es auch vorher schon wollte.“ Mitsukis Blick ruhte offen und ehrlich auf seinem Gegenüber. „Na, wie dem auch sei. Ihre Berufswahl war ausgezeichnet, wir hätten uns sonst gar nicht kennen gelernt. Das wäre doch sehr bedauerlich gewesen.“, lächelte Bakura seinen Gast freundlich an. ‚Du hast ja gar keine Ahnung, wie bedauerlich.’, dachte Bakura im gleichen Moment begierig. Er prostete Mitsuki zu und trank einen Schluck Cognac. Zögernd tat es ihm der Schwarzhaarige gleich – Mitsuki war es nicht gewohnt Alkohol zu trinken. Schon nach dem ersten Schluck breitete sich eine wohlige Wärme in ihm aus. Eine Weile später kam der Butler herein und meldete, dass das Abendessen angerichtet sei. Wenig später saßen sie an einer üppig gedeckten Tafel. Bei dem Anblick der vielen Leckereien, die auf dem Tisch standen, machte sich Mitsukis Magen bemerkbar. „Lassen sie es sich schmecken, junger Mann. Ich bekomme hier selten Besuch, und habe ich dann mal welchen, nutzt mein Koch immer die Gelegenheit und zaubert eine Köstlichkeit nach der anderen. Er ist der Meinung, das er sonst sein Handwerk verlerne.“, lachte Bakura. Er hatte sehr wohl den knurrenden Magen vernommen und das aufleuchten in den grauen Augen sagte alles. „Das ist alles meinetwegen? Das ist zuviel der Ehre, ich kann ihnen gar nicht sagen wie geschmeichelt ich mich fühle.“, entgegnete Mitsuki mit einer Verbeugung. „Dann reden sie nicht lange herum, Mr. Okayama, nehmen sie Platz und langen sie zu. Ihr Magen macht sich sonst selbstständig.“, gab der Weißhaarige zurück. Zum Essen wurde ein schwerer Rotwein gereicht, der nach einiger Zeit auch seine Wirkung bei Mitsuki zeigte, seine Zunge wurde immer lockerer. Die beiden Männer führten eine entspannte lockere Unterhaltung und die Zeit verging wie im Fluge. Mitsuki bemerkte auch nicht den, immer öfter auftauchenden, lüsternen Blick seines Gastgebers, der schließlich meinte: „Es ist schon sehr spät. Wir sollten zu Bett gehen. Der morgige Tag hat es in sich, wenn sie die unteren Gewölbe besichtigen wollen.“ Bakura stand auf und ging zu seinem Gast. „Kommen sie, ich zeige ihnen ihr Zimmer.“, forderte er Mitsuki auf. Mitsuki erhob sich und wankte etwas, jetzt erst merkte er die Wirkung des Weines. „Oh,...ich glaube, ich habe den Wein nicht vertragen.“, meinte Mitsuki leicht angeschwipst. Bakura stützte ihn. „Keine Sorge, ich halte sie.“, sagte er rau. Seinen Arm um Mitsukis Hüften gelegt, führte er ihn zu seinem Zimmer, er brachte ihn auch zu seinem Bett. Einen Augenblick lang sah Bakura verlangend in die grauen Augen, aber er beherrschte sich – noch war das Spiel nicht vorbei und er wollte das Entsetzen sehen, wenn Mitsuki merkte, auf was er reingefallen war. Mitsuki ließ sich seufzend auf das Bett fallen und war im nächsten Augenblick eingeschlafen. So merkte er nicht die Hand, die gierig an seinem Körper entlang glitt – abrupt drehte sich Bakura um und verließ das Zimmer. Bevor er sich mit dem Schwarzhaarigen beschäftigte, wollte Bakura erst einen anderen aufsuchen, jemanden mit saphirblauen Augen. ~~~ Ärgerlich wachte Bakura auf. Kaiba hatte es doch tatsächlich geschafft, ihn aus seinem Geist zu verbannen. Dabei hatte er ihn schon fast soweit, dass dieser sich ihm, Bakura, zuwandte, wenn auch nicht ganz freiwillig. Der Zauberer hatte deutlich die Gegenwehr gespürt, die von dem Blauäugigen ausging. Bakura hatte versucht, einen Keil zwischen dem Blonden, der komischer Weise immer noch eine Rolle bei Kaiba spielte, und dem Braunhaarigen zu treiben. Da musste er sich wohl was anderes einfallen lassen – Kaiba konnte sich sträuben soviel wie er wollte, am Ende würde er in Bakuras Armen landen und das ganz freiwillig. Gut, bei Kaiba kam er nicht weiter, dann würde er jetzt dem Schwarzhaarigen einen Besuch in seinen Träumen abstatten – mal sehen, was in dessen Kopf so los war. Bakura legte sich wieder bequem in sein Bett und schickte seinen Geist auf Reisen. Bald hatte er die Gedanken und Träume seines Gastes erreicht. Geduldig hielt er sich im Hintergrund, amüsierte sich über die heißen Träume des jungen Mannes - seine Freundin war aber auch süß. Die würde ihm auch gefallen. Bakura machte keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, er nahm sich, wer immer ihm gefiel, er hatte da keine Vorliebe. Dann änderte sich der Traum, neugierig wartete Bakura darauf, was nun passieren würde. Mitsuki irrte im dichten Nebel umher, schien etwas oder irgendjemanden erreichen zu wollen, doch verlor er sich immer wieder in diesem Nebel. ‚Da kann ich doch helfen’, dachte sich Bakura, der ziemlich neugierig war. Er tastete sich also weiter in den Erinnerungen Mitsukis vor und stieß auf eine starke Barriere, die er nach einiger Anstrengung überwand. Als er den freigesetzten Erinnerungsfetzen wahrnahm, schwemmten die dazu gehörigen Gefühle Bakura aus dem fremden Geist. Kerzengrade setzte sich der Zauberer auf – das konnte nicht wahr sein, oder doch? Die Liebe, die er gespürt hatte, war sehr intensiv, er hatte auch gespürt, dass es sich um brüderliche Liebe handelte... Das war alles nicht weiter besonders, aber die Augen des Teenagers, den er gesehen hatte, kannte er – es waren saphirblaue Augen... ~~~ Mitsuki lag lächelnd auf dem großen weichen Bett. Serenity kam zu ihm und brachte ihm eine heiße Tasse Tee, wie sie es sich angewöhnt hatten, wenn sie die Nacht zusammen verbracht hatten. Er liebte diesen Moment, mit ihr zusammen im Bett zu sitzen und diese besondere Tasse Tee zu trinken... Plötzlich spürte er einen kalten Windhauch, und wieder irrte er in diesem Nebel umher, und fand keinen Weg heraus. Plötzlich stolperte er über ein Hindernis, wie es schien, und auf einmal konnte er einen kurzen Blick hinter die Nebelwand werfen. Mitsuki hörte Kinderlachen und spürte eine große Wärme die von dem großen Jungen ausging. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und die Erinnerung an saphirblaue Augen kam ihm in den Sinn. Mit einem leichten Kopfschmerz erwachte Mitsuki. Das war er überhaupt nicht gewohnt und irritiert blickte er sich mit schlaftrunkenen Augen um. Wo war er hier überhaupt? Und wieso lag er voll bekleidet in einem Bett? Vorsichtig setzte Mitsuki sich auf und als der leichte Schwindel nachgelassen hatte, der ihn kurz beim Aufsetzen befallen hatte, kam langsam seine Erinnerung zurück. Er hatte mit Pegasus im Kaminzimmer gesessen, und dort von ihm einen Cognac erhalten, und zum Abendessen gab es Rotwein... Er musste etwas zu viel Wein getrunken haben, so wie sein Kopf sich anfühlte. Außerdem fühlte er sich nicht besonders gut ausgeschlafen, doch das lag nicht nur allein an seiner Bekleidung, sondern auch an dem merkwürdigen Traum, den er gehabt hatte. Mitsuki erhob sich von seinem Bett und holte sich frische Kleidung aus seinem Koffer, kleidete sich um und verließ, auf der Suche nach einem Bad, das Zimmer. Suchend blickte er sich auf dem weitläufigen Flur um, und war sich noch nicht schlüssig, in welche Richtung er gehen musste, als der Butler aus einer Tür heraus trat. „Ah, Mister Okayama, sie sind schon munter?“, begrüßte der würdige Mann ihn. „Dann soll ich ihnen ausrichten, dass das Frühstück in einer halben Stunde serviert wird. Wünschen sie im Speisesaal zu speisen, oder bevorzugen sie ihr eigenes Zimmer?“ Der Butler blickte Mitsuki eilfertig an. Als er von dem Butler angesprochen wurde, fiel Mitsuki ein Stein vom Herzen. „Ähm, ich denke der Speisesaal wäre nicht schlecht.“, meinte Mitsuki höflich. „Wenn sie mir allerdings vorher den Weg zu einem Badezimmer zeigen, und anschließend den Weg zum Speisesaal erklären könnten?“, fügte er verschämt hinzu. „Ich fürchte, ich habe gestern Abend den Ausführungen von Mr. Pegasus nicht mehr so ganz Folge leisten können.“, entschuldigte sich Mitsuki bei dem Butler. Der Butler verbeugte sich höflich. „Zu ihrem Zimmer gehört ein eigenes Bad. Ich zeige ihnen gerne noch einmal die Badezimmertür. Und dann würde ich sie in einer halben Stunde abholen kommen. Wäre ihnen das recht?“ „Ja, das wäre mir recht.“, bedankte Mitsuki sich höflich bei dem Butler und bekam eine rosa Gesichtsfarbe, als er erkannte, dass er die Badezimmertür für eine Schranktür gehalten hatte. Als der Butler sich wieder zurückgezogen hatte, begab Mitsuki sich schnell in das geräumige Bad, welches sich hinter dieser unscheinbaren Tür verborgen hatte, und holte seine Morgentoilette nach. Kurz, nachdem er damit fertig war, klopfte es bereits an der Tür, und der Butler holte ihn ab. Bakura wartete im Speisesaal auf seinen Gast, sein Butler hatte ihm gemeldet, dass dieser wach sei und bald zum Frühstück käme. Der Weißhaarige war neugierig, wie sich der heutige Tag gestalten würde, und ob der Kerker wirklich auf dem Besichtigungsprogramm stand. Die Tür öffnete sich und sein Gast kam herein, überschwänglich begrüßte er ihn. „Guten Morgen, Mr. Okayama, ich hoffe, sie hatten eine erholsame Nacht. Nehmen sie doch Platz.“ Mitsuki kam der Aufforderung des Hausherrn nach, und nahm ihm gegenüber Platz, da dort ein zweites Gedeck aufgetragen war. „Danke der Nachfrage.“, beantwortete er höflich Pegasus Frage. Es gehörte sich nicht, etwas anderes als etwas Positives zu sagen. „Das freut mich zu hören. Wie sieht es aus, haben sie immer noch Lust, die unteren Gewölbe der Burg zu besichtigen?“, erkundigte sich Bakura. „Wenn es ihnen keine Umstände macht? Dann würde ich mich natürlich sehr darüber freuen, die unteren Gewölbe ihrer Burg zu besichtigen.“ Mitsuki versuchte seine Erregung zu verbergen. Wann bekam man schon die Chance die Kellergewölbe einer privaten Burg zu besichtigen? „Nein, es macht mir keine Umstände, es freut mich sie ihnen zeigen zu können. Allerdings habe ich heute nur noch bis zum frühen Nachmittag Zeit. Dann muss ich zurück in die Firma. Sobald wir fertig gefrühstückt haben, können wir mit der Besichtigung beginnen.“, entgegnete Bakura. Sein Herz machte einen Satz, der Schwarzhaarige hatte noch nichts gemerkt – und hatte nicht die leistete Ahnung, dass er diese Burg nie wieder verlassen würde. „Dann wollen wir uns so bald wie möglich an die Arbeit machen, ich möchte ihre kostbare Zeit nicht länger als unbedingt nötig in Anspruch nehmen.“, antwortete Mitsuki und beeilte sich mit dem Frühstück. Der Koch hatte sich anscheinend wieder selbst übertroffen, von all den leckeren Dingen, die hier auf dem Tisch standen, könnte er locker eine ganze Woche leben, dachte Mitsuki zwischen zwei Bissen. „Sie müssen ihren Koch aber auch verstehen, er versteht sein Handwerk wirklich.“, lobte Mitsuki überschwänglich den Koch Pegasus. Nach einem kurzen Abstecher in sein Zimmer, aus dem Mitsuki seine Kamera holte, folgte er schnellen Schrittes Pegasus in die unteren Etagen seiner Burg. Bakura ging absichtlich den komplizierten Weg, wer sich hier nicht auskannte, verirrte sich hoffnungslos. Aber es war kein uninteressanter Weg und er wusste viele Geschichten zu den verschiedenen Räumen zu erzählen, schließlich kamen sie im dunklen Heiligtum der Burg an – dem Kerker. Fackeln brannten an der Wand und warfen düstere, bewegte Schatten auf den Gang. „Nun, mein junger Freund. Wir sind am Ziel, hier unten liegen die Kerker und die Folterräume. Was möchten sie zuerst sehen?“, erklärte der Ältere. Mitsuki war viel zu sehr mit seiner Kamera beschäftigt, als das er sich den Weg zurück hätte merken können. Überrascht blickte er sich um, als sie endlich vor dem Heiligtum einer jeden Burganlage standen. Eine Gänsehaut fuhr über seinen Rücken, als er daran dachte, wie sich die Menschen wohl gefühlt haben mussten, für die diese Einrichtungen einst gebaut worden waren. „Ich weiß nicht.“, entgegnete Mitsuki unsicher. Bakura lächelte, die Unsicherheit seines Besuchers verwunderte ihn nicht, jeder der hier herunter kam, verlor seine Sicherheit. Damals wussten diejenigen auch, dass sie nie wieder hier raus kamen. „Wie wäre es mit der Folterkammer.“, schlug er nun vor, „Danach die Kerker.“ „Sie sind der Hausherr.“ Unsicher schaute Mitsuki Pegasus an. „Gut, kommen sie. Ich zeige ihnen das Heiligtum einer jeden Burg – die Folterkammer.“ Bakura öffnete eine große schwere Flügeltür, trat beiseite und gab den Blick frei. Er erklärte dem jungen Mann nüchtern die verschiedenen Foltergeräte, ließ ihn auch Fotos machen, und führte ihn danach in einen Kerkerraum. Auch in diesem Raum, spendete nur eine Fackel ein unruhiges und spärliches Licht. An der Wand waren Ketten angebracht, nah trat Bakura jetzt an Mitsuki heran. „Wie sieht es aus? Wollen sie einmal fühlen, wie es ist, dort angekettet zu sein?“ Zum Glück für Bakura, war in diesem Licht, der lauernde Ausdruck in seinen Augen nicht zu erkennen. Mitsuki schluckte. Nein, er wollte nicht wissen, wie es sich anfühlte, dort an der Wand angekettet zu sein. Es war zwar erregend, all diese Gerätschaften und Räumlichkeiten zu sehen, aber in den Genuss zu kommen... „Nein.“, schüttelte Mitsuki seinen Kopf, „das möchte ich lieber nicht.“, und machte einige Schritte rückwärts. „Schade“, bedauerte Bakura die Reaktion Mitsukis, „...aber es ist zu spät für dich.“ Schnell packte Bakura Mitsuki an seinem Arm, zerrte ihn an die Wand und drückte ihn dagegen – auf einen Fingerzeig des Zauberers schloss sich die eine Kette um das Handgelenk des jungen Mannes. Bakura packte den anderen Arm und es wiederholte sich das gleiche Spiel. Zufrieden trat der Zauberer nun zurück und betrachtete sein Opfer. Entsetzt weiteten sich Mitsukis Augen, als er sich auf einmal vom Pegasus an die Wand gekettet vorfand. „Was soll das? Lassen sie mich bitte wieder frei, Mr. Pegasus. Das meinen Sie doch sicher nicht ernst.“ Mitsuki versuchte auf die höfliche Art, dieses Missverständnis, wie er es noch für sich einstufte, aufzuklären. „Oh doch, dass ist mein voller Ernst.“ Bakura näherte sich Mitsuki langsam, kam seinem Gesicht immer näher, seine Finger griffen nach Mitsukis Kinn und Bakura blickte in seine grauen Augen. Mitsuki war wie paralysiert, konnte sich nicht rühren, dieser Mann vor ihm schüchterte ihn unwahrscheinlich ein... Mitsuki schluckte trocken, als er Bakuras Atem an seinem Ohr spürte. Dieser Mann war ihm eindeutig zu nah, viel zu nah... so nah war ihm sonst nur seine Liebste. Bakura roch an Mitsukis Haar, an seinem Hals, fuhr leicht mit der Zungenspitze über Mitsukis Hals. „Du bist nicht der, der du zu sein glaubst. Aber du bist genau der richtige..." Bakuras Herz schlug schneller in seiner Brust - er hatte gefunden, was er suchte... „Lauf mir nicht weg.", meinte Bakura grinsend, „Ich habe jetzt noch eine Verabredung, morgen bin ich dann ganz für dich da." Lachend entfernte er sich aus dem Kerker, dieses Lachen hallte noch lange in dem Gewölbe und wurde dabei immer höhnischer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)